DRITTER TEIL: ERSTES BUCH
zweier jüdischer Eltern, schon das Kind einer jüdischen
Mutter ist durch seine Geburt Jude.
So ist es also t innerhalb des einzelnen Lebens die Ehe, in
der das bloße jüdische Dasein sich erfüllt mit Seele. Die
Kammer des jüdischen Herzens ist das Haus. Und wie die
Offenbarung, indem sie etwas in der Schöpfung erweckt, was
stark ist wie der Tod, diesem und mit ihm der ganzen Schöp
fung ihre Neuschöpfung, die Seele, im Leben selber das Über
irdische, entgegenstellt, so trägt der Bräutigam unterm Trau
himmel das Sterbekleid als Hochzeitskleid und sagt dem Tode,
in dem Augenblick da er ganz eingeht in das ewige Volk, Kampf
an, — stark wie er. Was aber so im Leben des Einzelnen ein
Augenblick ist, das ist nun auch ein ewiger Augenblick im
geistlichen Jahr. Auch hier trägt der Hausvater einmal das
Sterbekleid nicht als Sterbe-, sondern als Hochzeitskleid: beim
ersten der Feste der Offenbarung, beim Abendmahl der Be
rufung des Volks zur Freiheit. Auch hier bezeichnet das Sterbe
kleid den Übergang aus der bloßen Schöpfung in die Offen
barung; beim ersten der drei Feste wird es getragen und zu
Wein und Mahl und ausgelassne’m Kinderscherz und frohen
Rundgesängen, — auch hier ein Trotz Tod.
Anders aber trägt es der Beter an den gewaltigen Tagen.
Hier ist es nicht Hochzeitskleid, nein wirklich Sterbekleid.
Und wie in diesem der Mensch einst, wenn man es ihm an-
ziehen wird, allein ist, so ist ers auch im Gebet dieser Tage.
Auch sie stellen ihn in nackter Einsamkeit unmittelbar vor
Gottes Thron. So wie Gott ihn einst richten wird, ihn allein
nach seinen eigenen Taten und nach den Gedanken seines
eigenen Herzens, und wird ihn nicht fragen nach den andern,
die ihn umgaben, und was wohl deren Schuld und Verdienst
an ihm sei, sondern er allein wird gerichtet: so tritt er hier in
vollkommener Einsamkeit, ein Gestorbener mitten im Leben,
und Glied einer versammelten Menschheit, die sich alle wie er
selbst mitten im Leben schon jenseits des Grabes gestellt
haben, vor das Auge des Richters. Alles liegt hinter ihm.
Schon zu Beginn des letzten Tags, auf den die neun voraus-