Full text: Der Stern der Erlösung

DRITTER TEIL: ERSTES BUCH 
nun erkennen wir, wie allein der Gruß Aller an Alle geschehen 
kann, unabhängig davon, wie viele schon auch nur von den 
Lebenden zu solchem Gruß durch die vorgängige Gemein 
schaft des Worts und Mahls bereitet sind, und unabhängig 
auch davon, daß solche Gemeinschaft Aller durch alle Zeit 
offenbar nie verwirklicht werden kann: der Gruß geschieht, 
indem solche, die durch jene doppelte Gemeinsamkeit bereitet 
sind, sich gemeinsam niederwerfen vor dem Herrn aller Zeit. 
Das gemeinsame Knien vor dem Herrn der Dinge in aller Welt 
und der Geister in allem Fleisch öffnet der Gemeinschaft, und 
freilich nur ihr und den Einzelnen nur in ihr, den Heraustritt 
in die Allgemeinschaft, wo jeder jeden kennt und ohne Wort 
ihn grüßt — von Angesicht zu Angesicht. 
Die »gewaltigen Tage«, diese Feste eigner Art, im Monat 
des Fests gelegen, das unter den Festen der Volksgemein 
schaft das zur Ruhe Kommen zum Inhalt hat, sind ausgezeich 
net vor allen andern Festen dadurch, daß hier und nur hier 
der Jude kniet. Was er dem Perserkönig weigerte, was keine 
Macht der Erde ihm abtrotzen darf, was er aber auch seinem 
Gott an keinem Tage des Jahres sonst und bei keiner Hand 
lung seines Lebens schuldig ist: hier tut ers. Und zwar nicht 
im Bekenntnis der Schuld, nicht etwa im Gebet um Vergebung 
der Sünden, welchem allen diese Festzeit doch vornehmlich 
gewidmet ist, sondern nur im Schauen der unmittelbaren 
Gottesnähe, also in einem Zustand, der über die irdische Be 
dürftigkeit des Heute hinausgehoben ist; ähnlich wie ja schon 
das Hauptgebet am gewöhnlichen Sabbat die Bitte um Ver 
gebung der Sünden fortließ. Mit gutem Recht heißt der große 
Versöhnungstag, in dem diese zehntägige Festzeit der Er 
lösung aufgipfelt, Sabbat der Sabbate. Erinnernd erschwingt 
die Gemeinde das Gefühl der Gottesnähe in der Schilderung 
des einstigen Tempeldiensts und vornehmlich des Augenblicks, 
wo die Priester den nie ausgesprochenen, stets umschriebnen 
Namen Gottes dies eine Mal im Jahre unumschrieben aus- 
sprachen und das im Tempel versammelte Volk auf die Knie
	        
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