28
ERSTER TEIL: EINLEITUNG
in die Kant der Dialektiker die Gegenstände der drei »ratio
nalen Wissenschaften« seiner Zeit, der rationalen Theologie,
Kosmologie und Psychologie, zerkritisiert hat. Nicht als
Gegenstände rationaler Wissenschaft denken wir sie wieder
herzustellen, sondern gerade umgekehrt als »irrationale«
Gegenstände. Als Mittel zur ersten Absteckung ihrer Orte
diente uns die Methode, die in der Vorsilbe »meta« bezeichnet
ist: nämlich die Orientierung an dem rationalen Gegenstand,
von dem sich der gesuchte irrationale abstößt, um sein irra
tionales Sein zu gewinnen: also für den Menschen die Orien
tierung an dem Menschen, welcher Gegenstand der Ethik, für
die Welt die an der Welt, welche Gegenstand der Logik, für
Gott die an dem Gott, welcher Gegenstand der Physik ist.
Das konnte wirklich nichts weiter als Mittel der ersten Ab
steckung sein. Die Erschließung der so abgesteckten Gebiete
muß anders geschehen. Von den Nichtsen des Wissens stößt
unsere Entdeckerfahrt vor zum Etwas des Wissens. Wir sind
noch nicht sehr weit, wenn wir beim Etwas angekommen
sind. Aber immerhin: Etwas ist mehr als Nichts. Was jen
seits des Etwas liegen mag, das können wir von da aus, wo
wir jetzt uns finden, vom Nichts her, überhaupt noch nicht
ahnen.
Daß das leere Sein, das Sein vor dem Denken, in dem
kurzen kaum greifbaren Augenblick, ehe es Sein für das
Denken wird, dem Nichts gleich sei, das gehört ebenfalls zu
den Erkenntnissen, die die ganze Geschichte der Philosophie
von ihren ersten Anfängen in Jonien bis zu ihrem Ausgang in
Hegel begleiten. Dies Nichts blieb ebenso unfruchtbar wie
das reine Sein. Die Philosophie hub erst an, wo sich das
Denken dem Sein vermählte. Eben ihr versagen wir, und
eben hier, unsre Gefolgschaft. Wir suchen nach Immer
währendem, das nicht erst des Denkens bedarf um zu sein.
Deshalb durften wir den Tod nicht verleugnen und deshalb
müssen wir das Nichts, wo und wie es uns begegnen mag,
aufnehmen und zum immerwährenden Ausgangspunkt des
Immerwährenden machen. »Das« Nichts darf uns nicht