Full text: Der Stern der Erlösung

SCHWELLE 
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nur indem sie wird. Und sie wird nur als Einheit Gottes; nur 
Gott ist — nein eben: nur Gott wird die Einheit, die alles 
vollendet. 
Wie ist es denn aber mit der Welt, mit dem Menschen? 
Gibt es für sie keine eigene Einheit als die des Eingehens in 
den Welttag des Herrn? Bedeutet ihnen Schöpfung, Offen 
barung, Erlösung das gleiche, was es Gott bedeutet? Denn 
zwar für Gott sind die Zeiten jenes Tages eigne Erlebnisse; 
ihm ist die Schöpfung der Welt das Schöpferwerden, die Offen 
barung das Offenbarwerden, die Erlösung das Erlöserwerden. 
So wird er bis zum Ende. Alles was geschieht, ist an ihm 
Werden. Und da doch alles, was geschieht, gleichzeitig ge 
schieht und in Wahrheit die Offenbarung ja nicht jünger als 
die Schöpfung ist und schon deswegen auch die Erlösung nicht 
jünger als beide, so ist jenes Werden Gottes für ihn kein Sich- 
verändern, kein Wachsen, kein Zunehmen, sondern er ist von 
Anfang an und ist in jedem Augenblick und ist immer im 
Kommen; und nur wegen dieses Zugleichs seines Immer 
während-, Allzeit- und Ewigseins muß man das Ganze als ein 
Werden bezeichnen. Also nur, daß Gott nicht bloß einmal 
gewesen ist, und sich nun bescheiden hinter ewigen Gesetzen 
verbärge, oder daß Gott nicht bloß in den Augenblicken ist, 
wo einer ganz von der Himmelsglut des Gefühls selig ist, — 
nur dies, nicht etwa, daß er »erst noch werden müßte«, sagen 
wir, indem wir sagen daß er in Ewigkeit wird. Die Ewigkeit 
macht eben den Augenblick zum Immerwährenden; sie ist die 
Verewigung. »Gott ist ewig« bedeutet also: für ihn ist die 
Ewigkeit seine Vollendung. Aber noch einmal: ist sie das 
auch für die Welt, für den Menschen? 
Mit nichten. Um ewiges Leben zu erlangen, müssen sie 
freilich in den Welttag des Herrn eingehn. Die Unsterblichkeit 
wird ihnen erst in Gott. Aber der Grund ihrer Vollendung ist 
ihnen nicht erst in der Ewigkeit der Erlösung gelegt, dort 
blüht die Pflanze des ewigen Lebens auf, aber gepflanzt ist sie 
in anderem Boden. 
Gepflanzt ist nämlich die Pflanze der Ewigkeit dort, wo 
der gemeinsame Grund liegt, dessen Festigkeit es allein er-
	        

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