ERLÖSUNG
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sich und die Ehre, die sichtbare Herrlichkeit, die sie für sich
erbeten, gleich mit der Ehre des göttlichen Namens; sie tun es
in der einzig zulässigen Form: indem sie die Gleichsetzung
zugleich ausdrücklich verneinen: Nicht uns, o Herr, nicht uns,
sondern deinem Namen gib Ehre! Sö wird das Wir in einem
Atemzug in die Vollendung der unmittelbaren Nähe zu dem
göttlichen Namen gerückt und von diesem Ende wieder in das
Nochnicht der Gegenwart — »nicht uns, sondern« — zurück
gezogen. Diese Nähe aber, dieses bei Gott Sein des Wir ist
ganz objektiv gemeint, ganz sichtbar: nicht bloß »um seiner
Liebe willen« soll Gott das Gebet erfüllen; in der vertrauten
Zweisamkeit seiner Liebe stiftete ja schon die Offenbarung
solche Nähe; sondern »um seiner Wahrheit willen«; die Wahr
heit ist offenkundig, sichtbar vor den Augen alles Lebendigen;
es ist eine Forderung an die göttliche Wahrheit, daß den Wir
dereinst Ehre gegeben wird.
Aber weil sie ihnen in der Zeit noch nicht selber gegeben
werden darf, weil also die Wir noch nicht Wir alle sind, so
scheiden sie aus sich aus die Ihr. Und weil der Psalm das bei
Gott Sein der Wir vorwegnimmt, so sieht er die Ihr unwill
kürlich mit Gottes Auge an und sie werden zu Sie. Es ist dies
der einzige Zusammenhang, in welchem die Psalmen den bei
den Propheten vielfach wiederkehrenden Spott gegen die
Götzenbilder übernehmen, in denen das Leben der göttlichen
Liebe zur taub=blinden Tat- und Sprachlosigkeit erstarre; aber
die Kampfstimmung, welche die Gegenüberstellung der toten
Götzen einer »gleich also« toten Welt und de£ lebendigen
Schöpfers Himmels und der Erde anfangs noch beherrscht, er
lischt mitsamt dem Spott in dem mächtigen Triumph des Ver
trauens. Hoffendes Vertrauen ist das Grundwort, worin die
Vorwegnahme der Zukunft in die Ewigkeit des Augenblicks
geschieht. Gegen das betrogene Vertrauen der Ihr erhebt sich
in drei Stufen, das Vertrauen der Wir auf den Gott, der auf
jeder der drei »Hülfe und Schild« ist: Israel traut, die Ge
meinde der Wir, wie sie als Gottes erstgeborener Sohn unterm
Herzen seiner Liebe ruhte; es traut Aarons Haus, die Ge