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ZWEITER TEIL: DRITTES BUCH
sichten kann, das muß es um seiner eigenen Geschlossenheit
und Einigkeit willen aus seinem hellen, tönenden Kreise hinaus
ins kalte Grauen des Nichts stoßen, indem es zu ihm spricht: Ihr.
Ja, das Ihr ist grauenhaft. Es ist das Gericht. Das Wir kann,
nicht vermeiden, dies Gericht zu halten; denn nur in diesem
Gericht gibt es der Allheit seines Wir bestimmten Inhalt, der
doch kein besonderer Inhalt ist, ihm nichts von seiner Allheit
nimmt; denn das Gericht sondert ihm gegenüber keinen be
sonderen Inhalt ab, — keinen andern Inhalt als das Nichts; so
daß das Wir alles, was nicht Nichts ist, zum Inhalt gewinnt, alles
Wirkliche, alles — Tatsächliche. So muß das Wir Ihr sagen,
und je stärker es anschwillt, um so stärker dröhnt aus seinem
Munde auch das Ihr. Das Wir muß es sagen, obwohl es doch
nur vorwegnehmend es sagen kann, und letzte Bestätigung
aus anderm, letztem Munde erwarten muß. Das ist die ent
scheidende Vorwegnahme, dieses scheidende Gericht, worin
das kommende Reich als kommendes wirklich und dadurch
die Ewigkeit Tatsache ist. Der Heilige des Herrn muß das Ge
richt Gottes vorwegnehmen; er muß seine Feinde für die
Feinde Gottes erkennen. Es ist furchtbar für ihn selbst; denn
indem er es tut. unterstellt er sich selbst dem Gericht Gottes:
Herr, richte mich, sieh zu — du erforschest mich und kennest
mich —, so prüfe mich und erfahre, wie ichs meine, und sieh,
ob Falsch in meiner Seele sei.
Gott selbst muß das letzte Wort sprechen — es darf kein
Wort mehr sein. Denn es muß Ende sein und nicht Vorweg
nahme mehr. Und alles Wort wäre noch Vorwegnahme des
nächsten Worts. Für Gott sind die Wir wie die Ihr — Sie.
Aber er spricht kein Sie, sondern er vollbringts. Er tuts. Er
ist der Erlöser. In seinem Sie sinken das Wir und das Ihr
zurück in ein eines blendendes Licht. Aller Name schwindet.
Das letzte, in aller Ewigkeit vorwegnehmende Gericht tilgt
die Scheidung, nachdem und indem es sie bestätigt, und löscht
die Feuer der Hölle. Im letzten Gericht, das Gott selber in
seinem eignen Namen richtet, geht alles All ein in Seine All
heit, aller Name in Sein namenloses Eins. Die Erlösung läßt