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ZWEITER TEIL: ZWEITES BUCH
setz« vom Gebot; so taumeln sie verwirrt von der Schwelle
zurück; hier ist ihre Kraft zu Ende. Aber die Kraft der Offen
barung fängt hier erst an. Sie war wirksam auch schon im
Schöpfungsbegriff, aber erst hier ist sie im Eigenen.
So erweisen die »Kategorien« der Theologie ihren Uber
schuß über die der idealistischen Philosophie. Diese idea
listischen Kategorien können höchstens das Gebiet der ersten
theologischen, der Schöpfung, zu decken — versuchen. Der
Versuch, ihr Reich weiter auszudehnen, bricht zusammen, ehe
er begonnen hat. Die Kategorizität der Reihe Schöpfung=Offen-
barung=Erlösung erweist sich aus dem Zusammenbruch jenes
Versuchs. Denn unter den Begriffen entscheidet die Macht
und nichts als die Macht den Kampf ums — Dasein. Wenn
sich Begriffe gegen andre als machtlos erweisen, so verlieren
sie eben ihren Kategoriecharakter an jene. Kategoriecharakter
haben heißt für einen Begriff ja weiter nichts als das, daß er
als Begriff unmittelbar auf Dasein bezogen ist, nicht erst
mittelbar durch Vermittlung irgend welcher eimtretenden Um
stände, Erfahrung zum Beispiel. Die Kategorie ist »Anklage«;
sie behauptet etwas, was schon dadst, nicht erst etwas, was
erst eintreten muß, um da zu sein.
Indem wir der Reihe Schöpfung=Offenbarung=Eriösung
Kategoriecharakter zu- und den Begriffen des Idealismus ihn
absprechen, reden wir freilich schon die Sprache des Idealis
mus. In Wirklichkeit sind Schöpfung, Offenbarung, Erlösung
nicht Kategorien; Kategorien bilden nie eine Reihe unter
einander; sie können höchstens die Grundlagen legen, auf
denen eine Reihe in der Wirklichkeit gebildet werden kann.
Schöpfung, Offenbarung, Erlösung aber sind als Reihe Schöp-
fung=Offenbarung=Erlösung selber eine Wirklichkeit, und es
ist ein Zugeständnis «n die idealistische Denkweise, wenn wir
statt der Bindestriche zwischen den dreien Kommas setzen.
Weshalb aber machten wir dann überhaupt dies Zugeständ
nis? Wenn alles Wirkliche in den dreien, als in der Wirk
lichkeit, dem wirklichen Ablauf des Welttags, mit enthalten
ist, wie wir behaupten, was liegt uns dann noch daran, ob