OFFENBARUNG
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Erleben, nicht mehr dem Geschehen dient jetzt das Verb zum
Ausdruck, Dadurch wird das Substantiv aus dem Objekt zum
Subjekt; sein Kasus ist nun der Nominativ statt des Akkusativ.
Als Subjekt des Erlebens hört das Substantiv aber auf, Ding
zu sein, und zeigt nicht mehr den Grundcharakter des Dings
als eines Dings unter Dingen; es ist, weil Subjekt, nun ein
einzelnes; es steht grundsätzlich im Singular. Es ist Einzelnes,
vielmehr Einzelner, wie es wiederum in der Schöpfung des
Menschen, des ersten Einzelnen, des »Ebenbilds Gottes«, vor
geklungen war.
Das Ich oder das Du, so in seiner Gegenständlichkeit an
gesehen, ist Einzelner schlechtweg, nicht Einzelner durch Ver
mittlung irgend einer Vielheit; es ist kein »der«, weil es
»einer« wäre, sondern Einzelner ohne Gattung. An Stelle der
Artikel tritt hier die unmittelbare Bestimmtheit des Eigen
namens. Mit dem Anruf des Eigennamens trat das Wort der
Offenbarung in die wirkliche Wechselrede ein; im Eigen
namen ist Bresche in die starre Mauer der Dinghaftigkeit ge
legt. Was einen eigenen Namen hat, kann nicht mehr Ding,
nicht mehr jedermanns Sache sein; er ist unfähig, restlos in
die Gattung einzugehen, denn es gibt keine Gattung, der es
zugehörte, es ist seine eigene Gattung. Es hat auch nicht mehr
seinen Ort in der Welt, seinen Augenblick im Geschehen, son
dern es trägt sein Hier und Jetzt mit sich herum; wo es ist,
ist ein Mittelpunkt, und wo es den Mund öffnet, ist ein Anfang.
Mittelpunkt und Anfang gab es in der vielverflochtenen
Welt der Dinge überhaupt nicht; das Ich mit seinem Eigen
namen aber, indem es, gemäß seiner Schöpfung als Mensch
und »Adam« zugleich, in sich selber Mittelpunkt und Anfang
ist, bringt nun diese Begriffe Mittelpunkt und Anfang in die
Welt; denn es fordert in der Welt seinem Erlebnismittelpunkt
einen Mittelpunkt, seinem Erlebensanfang einen Anfang. Es
verlangt nach Orientierung, nach einer Welt, die nicht in
gleichgültigem Nebeneinander liegt, in gleichmütigem Nach
einander hinfließt, sondern eine, die seiner inneren, es in
seinem Erlebnis stets begleitenden Ordnung den festen