SCHÖPFUNG
Felsen der Schöpfung hervorzwingen wollte, statt sich ver
trauensvoll an dem Quell der Sprache genügen zu lassen, den
Gott aus diesem Felsen hervorfließen zu lassen verhieß. Die
blinde Einseitigkeit, mit welcher der Idealismus alles in das
Schema der Schöpfung hineinpreßte, weil er mit diesem Be
griff konkurrieren wollte und meinte, er ließe sich aus dem
Stromkreis der Offenbarung herausnehmen und als verein
zelter Begriff wissenschaftlich überwinden, — diese Einseitig
keit ist die Sünde, die an ihm gestraft wurde.
D er Idealismus hatte, indem er sich seitab vom Strom der
Offenbarung stellen zu können meinte, bezeichnender
weise, wie wir sahen, die Sprache als Organon verworfen, und
wir mußten für ihn, seinen eigenen Ansätzen folgend, die
algebraische Symbolik bilden. Zur Sprache fehlte ihm das
schlichte Vertrauen. Dieser Stimme, die scheinbar sprachlos,
aber um so wirklicher im Menschen tönte, zu lauschen und zu
antworten, war der Idealismus nicht gesonnen. Er forderte
Gründe, Rechenschaft, Errechenbarkeit, was ihm alles die
Sprache nicht bieten konnte, und erfand sich die Logik, die
dies alles bot. Sie bot dies alles, nur nicht das, was die
Sprache besaß: ihre Selbstverständlichkeit, dies daß sie zwar
mit den Urworten verwurzelt ist in den unterirdischen Grün
den des Seins, aber schon in den Stammworten hinaufschießt
ans Licht des oberirdischen Lebens und in diesem Licht auf
blüht zur farbigen Mannigfaltigkeit, ein Gewächs also mitten
unter allem wachsenden Leben, von dem sie sich nährt wie
dieses von ihr, aber unterschieden von all diesem Leben eben
dadurch, daß sie sich nicht frei und willkürlich über die Ober
fläche bewegt, sondern Wurzeln hinabstreckt in die dunkeln
Gründe unter dem Leben. Die idealistische Logik abe/ meint,
ganz in diesen dunkeln unterirdischen Gründen bleiben zu
müssen, und so zieht sie, ohne es zu wissen, das Leben der
Oberwelt, in das hineinzuwachsen sie sich scheut, lieber
hinab in die Unterwelt und verwandelt das Lebendige in ein
Reich der Schatten.