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ZWEITER TEIL: ERSTES BUCH
Dinglichkeit. Die Welt besteht aus Dingen, sie ist trotz der
Einheit ihrer Gegenständlichkeit kein einiger Gegenstand,
sondern eine Vielheit von Gegenständen, eben die Dinge. Das
Ding besitzt keine Standfestigkeit, solange es alleinsteht.
Seiner Einzelheit, seiner Individualität ist es nur gewiß in der
Vielheit der Dinge. Es kann gezeigt werden nur im Zusam
menhang mit andern Dingen; seine Bestimmtheit ist raumzeit
liche Beziehung auf andere Dinge in einem solchen Zusammen
hang. Das Ding hat auch als bestimmtes kein eigenes Wesen,
es ist nicht in sich, es ist nur in seinen Beziehungen. Sein
Wesen, das es hat, ist nicht in ihm, sondern ist die Beziehung,
die es auf seine Gattung hat; hinter, nicht in seiner Bestimmt
heit steckt seine Wesentlichkeit, seine Allgemeinheit. Ehe es
aber »ein Vertreter«, gewissermaßen ein Abgeordneter, seiner
Gattung ist, muß es irgend ein Ding, ja »irgend etwas«, sein,
ein überhaupt Zeigbares. Dies ist seine allgemeine Bedingung,
daß es überhaupt räumlich, mindestens raumbezogen ist. Der
Einheit der Gegenständlichkeit, jener Einheit, welche von der
Welt gesucht wird, entspricht kein einer Gegenstand außer
diesem einen, der kein Gegenstand ist, dem Raum.
Aber die Welt ist nicht ursprünglich Raum, der Raum ist
nicht der Erstling der Schöpfung. Ehe der Raum als die Be
dingung aller im Hier gegebenen Bestimmtheit da ist, muß die
Bedingung des Hier selbst da sein; dem Hier geht voran das
Dies; erst aus Dies und Hier entsteht als »dieses hier« die
Bestimmung. Das hinzeigende Dies geht also als Bedingung
des Hier noch dem Raum voraus; die Welt ist ganz ursprüng
lich die Fülle des Dies, die in ihrer ständig übersprudelnden
Neuheit nur durch das reine ungeformte Eigenschaftswort wie
»blau« oder »kalt« ausgesprochen ist. Diese Fülle, dieses
Chaos, ist der Erstling der Schöpfung, die allzeitliche Erneue
rung ihres Daseins, nachdem erst einmal — dies Dasein selber
ins Dasein gerufen, die Welt geschaffen ist. Das Dasein in
seiner Allgemeinheit und allerfassenden Formhaftigkeit bleibt
der unmittelbar geschaffene Grund, der »Anfang«, aus dem die
immerneuen Geburten der Fülle hervorschießen. Die Welt