SCHÖPFUNG
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»im Anfang« ist, kann für die Welt noch durchaus‘Gegenwart
sein, selbst bis zu ihrem Ende hin; die Schöpfung der Welt
braucht ihr Ende erst zu finden in der Erlösung; erst von dort
aus, oder wo nun ein solches Ende anzusetzen wäre, rück
wärts gesehen, und von dort aus gesehen dann allerdings un
bedingt, müßte sie »Schöpfung aus Nichts« sein. Dieser zu
Ende geschaffenen Welt gegenüber, aber dieser gegenüber
dann auch wirklich, müßte also die gestaltete Welt der meta
logischen Weltanschauung wirklich »Nichts« sein, d. h. ein mit
der geschaffenen schlechthin Unvergleichbares, Unverbun
denes, mit seiner Lust Vergangenes.
In der göttlichen Schöpfung aber am Weltmorgen braucht
die Welt nicht ein »fertig« Geschaffenes »geworden« zu sein,
sondern vorerst noch weiter nichts als — Geschöpf. Was von
Gott aus gesehen Schöpfung ist, kann von ihr aus gesehen nur
den Hervorbruch des Bewußtseins ihrer Geschöpflichkeit,
ihres Geschaffenwerdens bedeuten. Die gestaltete Welt würde
also ihre Augen in der Schöpfung auftun zur Kreatürlichkeit.
Ihr Geschaffenwerden wäre von ihr selber her gesehen ihr
Sich=Offenbaren als Kreatur. Als Kreaturbewußtsein, also als
Bewußtsein nicht des einmal Geschaffenwordenseins, sondern
des immerwährenden Geschöpfseins, ist dies Bewußtsein
etwas, durchaus Objektives, nicht etwa schon ein innerer Vor
gang in der Welt, sondern echte Offenbarung, also ein Vor
gang, der von ihr selbst herüberstrahlt auf das Bewußtsein des
Schöpfers und dieses erst vollständig bestimmt. Das Kreatur
bewußtsein der Welt, also das Bewußtsein des Geschaffen
werdens, nicht Geschaffenwordenseins, vergegenständlicht
sich im Gedanken der göttlichen Vorsehung.
Der Gang ist dieser: Das gesuchte Verhältnis der Welt
zum Schöpfer war, wie wir sahen, für die Welt nicht ihr ein-
fürallemal Geschaffensein, sondern ihr fortgesetztes Sichoffen-
baren als Kreatur. Es ist also für die Welt nicht ihr sich
schaffendes, sondern ihr sich offenbarendes Hervortreten. So
wird es hervortreten als Umkehrung des ersten, nicht des
zweiten Akts der Selbstgestaltung der Welt, als Umkehr