Full text: Der Stern der Erlösung

ZWEITER TEIL: EINLEITUNG 
ui 
alles einschließenden Ein- und Allheit des Wissens. Die immer 
vielheitliche Erscheinung des Seins ist absolut in jener Einheit 
als dem Absoluten aufgelöst; soll ein Inhalt eine besonders 
hervorgehobene Stellung einnehmen, wie es der Glaube für 
seinen Inhalt beansprucht, so kann das in diesem System nur 
eine sein: die des Prinzips, das als Methode das System selbst 
zur Einheit zusammenschließt; und eben diese Stellung wird 
dem Glaubensinhalt im Hegelschen System zugestanden. Soll 
von diesem Gipfel noch ein Schritt weiter geschehen, ohne 
zum Sturz in den Abgrund zu führen, so müssen die Grund 
lagen verrückt werden; es muß ein neuer Begriff von Philo 
sophie aufkommen. 
Wir sahen schon, wie das geschah. Der neue Philosophie 
begriff wandte sich grundsätzlich gegen alle die Elemente, die 
auf dem Höhepunkt des alten sich zusammengefunden hatten. 
Die Philosophie hat nicht das objektiv denkbare All und das 
Denken dieser Objektivität zum Gegenstand, sondern sie ist 
»Weltanschauung«, der Gedanke, mit dem ein individueller 
Geist auf den Eindruck, den die Welt auf ihn macht, reagiert; 
sie hat nicht den Inhalt des Glaubens zu ihrem Inhalt, sondern 
dieser empört sich in von beiden Seiten, theologischer wie 
philosophischer, jetzt stark hervorgehobener ewiger Paradoxie 
gegen sie; die eindimensionale Form des Systems mag unter 
der Voraussetzung einer objektiven Welt und eines einen und 
allgemeinen Denkens die wissenschaftliche sein, — der 
schlechthinnigen Mehrheit der Weltanschauungen, die ja schon 
im einzelnen Menschen durchaus nicht eine einzige zu sein 
brauchen, entspricht nur eine vieldimensionale Form, und 
gehe sie bis an die äußerste Grenze eines Philosophierens in 
Aphorismen. 
Alle diese Eigentümlichkeiten des neuen Philosophiebegriffs, 
der doch mindestens das Verdienst hat, nach Hegel überhaupt 
noch ein Philosophieren möglich zu machen, sammeln sich 
nun in der einen, daß an Stelle des alten, berufsmäßig unper 
sönlichen Philosophentyps, der nur ein angestellter Statthalter 
der, natürlich eindimensionalen, Philosophiegeschichte ist, ein
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.