VOM WUNDER
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Orientierung des persönlich und momenthaft erfahrenen
Glaubens an dem Pol der Gewißheit, daß „das Reich des
Edeln endlich komme“, festhalten will, grade dann müssen die
Ansprüche des Wissens gründlicher und vor allem unmittel
barer befriedigt werden, als bloß durch eine Umschminkung
der Vergangenheit. Das Wissen von der Welt in seiner
systematischen Ganzheit, unvertretbar durch das Wissen um
einen einzelnen, und sei es auch noch so zentralen Teil, die
Philosophie also, wird sich-bereiten müssen, mit der Theologie
zusammenzuarbeiten. Und schon weisen die Wetterfahnen
der Zeit durchweg in dieser Richtung. Der Schrei nach der
Philosophie wird in der Theologie auf der ganzen Linie ver
nehmbar. Ein neuer theologischer Rationalismus ist im An
marsch. Während Nachfahrer und Erneuerer des »deutschen
Idealismus« wieder sich anschicken, den Glauben aus der
idealistischen Vernunft zu »erzeugen« und dadurch zu
»rechtfertigen«, versucht man in den Kreisen der Ortho
doxie, ebenfalls noch recht genügsam, es damit, ihm
seinen Ort genau abzustecken und zu sichern; und der ent
schlossenste Systematiker unter den Philosophen des letzten
Menschenalters nährt mit einem ganzen System die Flamme
einer Theologie seines Glaubens, recht wie ein verliebter Tor
Sonne. Mond und alle Sterne zum Zeitvertreib dem Liebchen
in die Luft sprengt.
Die Trennung, welche die Ritschlsche Schule zwischen
Theologie und Philosophie behauptete, schloß in sich eine Ver
nachlässigung — um es mit den eigenen, von ihr allerdings
nur zaghaft gebrauchten Ausdrücken der Theologie zu be
nennen — der »Schöpfung« über der einseitig betonten
»Offenbarung«. Es gilt also die Schöpfung wieder in vollem
Schwergewicht ihrer Gegenständlichkeit neben das Erlebnis
der Offenbarung zu stellen; ja noch mehr; es gilt, die Offen
barung selbst und ihre Einbindung und Begründung in die Zu
versicht auf das Kommen des sittlichen Reichs der endlichen
Erlösung, diesen ganzen heut als den eigentlichen Kern des
Glaubens empfundenen Zusammenhang, den die Hoffnung