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ÜBERGANG
keit in ihnen zusammenfließend sie verwirklichte, als erstes
Zeugnis ihrer Wendung zur Wirksamkeit von ihnen ins Dies
seits der Wirklichkeit hinausfließen. Eine Wendung ist es,
eine Umkehr. Was als Ja einmündete, wird als Nein aus
strahlen, was als Nein einging, ausgehn als Ja. Denn das
Offenbarwerden ist die Umkehr des Werdens. Das Werden
nur ist geheim. Das Offenbarwerden aber ist — offenbar.
So verwandelt sich das reine Tatsächliche in den Ursprung
der wirklichen Bewegung. Aus fertigen Ringen werden
Glieder einer Kette. Aber wie ordnen sich die Glieder?
Zeigt sich trotz ihrer blinden Insichgekehrtheit in den Ele
menten selber vielleicht doch schon eine Andeutung wenig
stens ihrer Reihe und Ordnung zur Kette der Bahn? Gleich
wie trotz ihrer Insichgekehrtheit in ihnen selber schon die Vor
bedingung ihrer Umkehr ins Offenbare lag. Sehen wir zu.
Wir hatten Gott, Welt, Mensch in den Gestalten gefunden, in
denen das reife Heidentum sie glaubte, den Gott als den leben
digen des Mythos, die Welt als die plastische der Kunst, den
Menschen als den heldischen der Tragödie. Aber zugleich
hatten wir diese lebendigen Wirklichkeiten der geschichtlichen
Antike als Gegenwart des Gedankens dargestellt, indem wir im
Metaphysischen, Metalogischen, Metaethischen den Grund
charakter der Wissenschaften von Gott, Welt, Mensch behaup
teten, ja in der vorausgeschickten Einleitung diese Grund
charaktere der Wissenschaft als die spezifisch modernen und
gegenwärtigen zu erweisen suchten. Ein scheinbarer Wider
spruch — oder wollen wir mit dieser Modernität der meta
physischen, metalogischen, metaethischen Ansicht etwa un
mittelbar das Heidentum erneuern? Schieben wir die Antwort
auf die letzte Frage lieber noch für später auf; der scheinbare
Widerspruch wird sich schon ohne sie lösen.
Es war nämlich in den drei Fällen nicht allemal das gleiche
Verhältnis, in das unsre Darstellung die moderne Wissen
schaft zu ihrer jeweiligen Verwirklichung in der Geschichte
setzte. Beim mythischen Gott war der Ort der geschicht
lichen Wirklichkeit die geglaubte Gottesvorstellung der Antike,