Full text: Der Stern der Erlösung

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ÜBERGANG 
nehme in der geistbewegten Welt, wie denn der Gott in seiner 
Schrankenlosigkeit es aushalte neben einer in sich geschlos 
senen Welt, einem in sich einsamen Menschen, wie denn diese 
Welt in ihrer ruhigen Gestalthaftigkeit noch Raum lasse für 
unendliches Leben Gottes, ein eigenes Sein des Menschen, 
fragst du solche Fragen, so stürzt ein ganzer Schwarm von 
Wenns als Antwort auf dich ein. In ruhiger Festigkeit mögen, 
ehe du fragst, die drei Elemente nebeneinander zu liegen 
scheinen, jedes in einem gegen außen blinden Ein- und All 
gefühl des eigenen Daseins. Hierin sind sie alle drei unter 
einander gleich. Auch Gott, auch die Welt, nicht der Mensch 
allein, sind jedes ein einsames Selbst, das in sich starrend von 
keinem Draußen weiß; auch Mensch und Welt, nicht Gott nur, 
leben in der innerlichen Lebendigkeit ihrer eigenen Natur, 
ohne eines Seins außer dem eigenen zu bedürfen; auch Mensch 
und Gott, nicht bloß die Welt, sind in sich geschlossne Gestalt 
und eignen Geists begeistet. 
So scheinen alle Grenzen und Unterschiede zu ver 
schwimmen; jedes Teil setzt sich monistisch als das Ganze. 
Aber es sind eben doch drei Monismen, drei Ein- und All 
bewußtseine, die hier nebeneinander aufschießen; drei Ganze 
waren wohl möglich, drei Alls sind undenkbar. Und so muß 
die Frage nach den Verhältnissen denn doch gefragt werden. 
Aber eben sie steigert die Verwirrung aufs höchste. Denn es 
gibt kein Verhältnis, das hier ausgeschlossen wäre. Es gibt 
keine feste Ordnung zwischen den drei Punkten Gott, Welt, 
Mensch; es gibt kein Oben und Unten, kein Rechts und Links. 
Zu keiner Ordnung der dreie sagt das heidnische Bewußtsein 
entschlossen Ja oder Nein. Jede wird durchprobiert. Aus 
den Wenns springen die Vielleichts. Ist Gott der Schöpfer der 
Welt, der sich selbst dem Menschen offenbarend Mitteilende? 
Vielleicht; Platon lehrt die Schöpfung und mancher Mythologe 
Europas und Vorderasiens mit ihm; in Hunderten Orakel 
stätten, auf Tausenden Altären, im zuckenden Eingeweide des 
Opfers, im Flug der Vögel, im stillen Wandel der Sterne — 
überall spricht der Mund der Götte'r zum Menschen, überall
	        

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