ÜBERGANG
ER mythische Gott, die plastische Welt, der tragische
Mensch — wir halten die Teile in der Hand. Wir haben
A—' wahrhaftig das All zerschlagen. Je tiefer wir in die
Nacht des Positiven hinabstiegen, um das Etwas unmittelbar
bei seinem Ursprung aus dem Nichts zu erhaschen, desto mehr
zerbrach uns die Einheit des All. Das Stückwerk des Wis
sens, das uns jetzt umgibt, schaut seltsam fremd zu uns auf.
Es sind die Elemente unsrer Welt, aber wir kennen sie so
nicht; es ist das, woran wir glauben, aber nicht so, wie es
uns hier entgegentritt, glauben wir daran. Wir kennen eine
lebendige Bewegung, einen Stromkreis, in dem diese Elemente
schwimmen; nun sind sie herausgerissen aus dem Strom. In
der Bahn des Gestirns, das über unserm Leben strahlt, sind
sie uns vertraut und glaubwürdig in jedem Sinn; herausgelöst,
abgezogen zu bloßen Elementen einer rechnerischen Bahn
konstruktion, erkennen wir sie nicht wieder. Wie sollten wir
sie auch erkennen! Erst die Bahnkurve kann ja das Ge
heimnis der Elemente ins Sichtbare bringen. Erst die Kurve
führt aus dem bloß Hypothetischen der Elemente ins Kate
gorische der anschaulichen Wirklichkeit. Ob die Elemente
mehr als bloße »Hypothesen« waren: erst ihre Fähigkeit zum
Aufbau der sichtbaren Bahn kann es bewähren.
Das Hypothetische — das ist das Wort, das uns jenes
fremde Aussehen der Stücke des All erklärt. Keines dieser
Stücke hat einen sicheren, unverrückbaren Ort; über jedem
steht ein heimliches Wenn geschrieben. Siehe da: Gott ist
und ist seiendes Leben; siehe da: die Welt ist und ist be-
geistete Gestalt; siehe da: der Mensch ist und ist einsames
Selbst; — aber fragst du ; wie denn eines zum andern sich
finde, wie denn der Mensch in seiner Einsamkeit nun Platz