METAETHIK
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Nichttun tut, allen Wesen zu ihrem Tun; seine Liebe ist
namenlos und verborgen wie er selbst.
Zwiefach wie die vollkommene Gottesleugnung und die
vollkommene Weltverneinung ist so auch die vollkommene
Selbstauflösung in Buddhas Selbstüberwindung, in Laotses
Selbstverhehlung. Zwiefach müssen sie alle sein, denn die
lebendigen Götter lassen sich nicht leugnen, die gestaltete
Welt läßt sich nicht verneinen, das trotzige Selbst läßt
sich nicht auslöschen. Nur über die bloßen Elemente, die
Hälften, die noch nicht zur Einheit der Gestalt zusammen
gewachsen sind, haben die Mächte der Vernichtung und Ent
wesung Gewalt. Im Selbstüberwinden also und Selbstver
hehlen geschieht allezeit die Auslöschung des Selbst, die
einzige, die hart an das völlige Nichts des Selbst heranführt,
ohne doch darin zu verschwinden; denn im Überwinden wie
im Verhehlen ist doch immerhin noch der Mensch es, der über
windet und verhehlt. Neben die Gottesangst und den Weltwahn
tritt die letzte der elementaren Mächte der Urzeit: der
Menschendünkel des Magiers, der sich dem nur über das
Selbst gewaltigen Schicksal durch Kraft oder List zu entziehen
weiß und so sich den Trotz des Helden erspart. Wieder haben
Indien wie China da für immer die beiden einzigen Wege
gezeigt, auf die der Mensch allezeit vor seinem Selbst aus-
weichen kann, wenn er den Mut tragisch zu werden nicht
aufbringt. Mag das streng erst für jene beiden letzten Stei
gerungen dieses urmenschlichen Dünkels, den buddhistischen
Erlösten und den Vollkommenen des Laotse gelten, —
geschichtlich erzeugt Indiens wie Chinas Boden überhaupt das
Gewächs des Tragischen nicht. Die Bedingtheit der Charakter-
besonderung dort, die Unpersönlichkeit des Gefühls hier, und
die Trennung der beiden von einander — dies alles läßt das
Tragische nicht aufkommen; denn das setzt zu seinem Auf
kommen die Ineinandergewachsenheit eines Willens und
Wesens zur seßhaften Einheit des Trotzes voraus. Statt zum
tragischen Heros kommt es auf jenem Boden höchstens zur
rührenden Situation. Im Rührenden erstickt das Selbst in