Full text: Kinder- und Hausmärchen

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armer Mann zu ihnen gegangen, und fragte: „wo führt der 
Weg ins Dorf?" „Ei, sprach die Mutter, sucht ihn selber," 
und die Tochter setzte noch hinzu.: „habt ihr Sorge, daß ihr 
ihn nicht findet, so bringt euch einen Wegweiser mit." Die 
Stieftochter aber sprach: „armer Mann, ich will dich führen, 
komm mit mir-" Da erzürnte der liebe Gott über tie Mut 
ter und Tochter, wendete ihnen den Rücken zu, und ver 
wünschte sie, daß sie sollten schwarz werden wie die Nacht, und 
häßlich wie die Sünde. Der armen Stieftochter aber ward 
Gott gnädig, und gieng mit ihr, und als sie nah am Dorf 
waren, sprach er einen Segen über sie und sagte: „wähl' dir 
drei Sachen aus, die will ich dir gewähren." Da sprach das 
Mädchen: „ich möchte gern schön werden, wie die Sonne, " 
alsbald wurde sie weiß und schön, wie der Tag. „Dann 
möchte ich einen Geldbeutel haben, der nie leer würde;" den 
gab ihr der liebe Gott auch., sprach aber.: „vergiß das Beste 
nicht, meine Tochter;" Sagte sie: ich wünsche mir zum drit- 
ten das ewige Himmelreich nach meinem Tode." Das wurde 
ihr auch zugesagt, und also schied der liebe Gott von ihr- 
Wie nun die Stiefmutter mit ihrer Tochter nach Hause 
kam und sah, daß sie beide kohlschwarz und häßlich waren, die 
Stieftochter aber weiß und schön, ward sie ihr im Herzen noch 
böser, und hatte nur im Sinn, wie sie ihr ein Leid anthun 
könnte. Die Stieftochter aber hatte einen Bruder, Namens
	        
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