Full text: Kinder- und Hausmärchen

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ihm schlechte, alte Kleider hin, und gaben ihm nichl mehr 
zu essen, als was sie übrig ließen, und thaten ihm Herzeleid 
an, wo sie nur konnten. 
Es trug sich zu, daß Aweiäuglein hinaus ins Feld gehen 
und die Ziege hüten mußte, und noch ganz hungrig war, weil 
ihm seine Schwestern so wenig zu essen gegeben hatten. Da 
setzte es sich auf einen Rain, und fieng an zu weinen, und so 
zu weinen, daß zwei Bachlein aus seinen Augen Herabflossen. 
Und wie es einmal aufsah, stand eine Frau neben ihm, die 
fragte, „Zweiäuglein, was weinst du?" Zweiauglein ant 
wortete: „soll ich nicht weinen! weil ich zwei Augen habe, 
wie andere Menschen, so können mich meine Schwestern und 
meine Mutter nicht leiden, stoßen mich herum, werfen mir 
alte, schlechte Kleider hin, und geben mir nur zu essen , was sie 
übrig lassen. Heute haben sie mir fast gar nichts gegeben, 
daß ich noch ganz hungrig bin." Sprach die weise Frau: 
„Zweiauglein, trockne dir dein Angesicht, ich will dir etwas 
sagen, daß du nicht mehr hungern sollst. Sprich nur zu dei 
ner Ziege: 
„Zicklein, meck! 
Tischlein deck!" 
so wird ein sauber gedecktes Tischlein vor dir stehen, und das 
schönste Essen darauf, daß du essen kannst, so viel du Lust
	        

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