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er greift die Lügen, wie Fließen an der Wand!" Aber der
Richter glaubte es auch nicht, und sprach: „das ist eine
schlechte Entschuldigung, das thut kein Jude," und verurtheilte
den guten Knecht zum Galgen. Als er abgeführt wurde, schrie
ihm noch der Jude zu: „du Bärenhäuter, du Hundemusikant,
jetzt kriegst du deinen wohlverdienten Lohn!" Der Knecht
stieg ganz ruhig mit dem Henker die Leiter hinauf, auf der
letzten Sproße aber drehte er sich um, und sprach zum Rich
ter: „gewährt mir noch eine Bitte, ehe ich sterbe." „Ja
sprach der Richter, wenn du nicht um dein Leben bittest."
„Nicht ums Leben, antwortete der Knecht, ich bitte, laßt
mich zu guter Letzt noch einmal auf meiner Geige spielen."
Der Jude erhob ein Zetergeschrei: „um Gotteswillen! erlaubtS
nicht, erlaubts nicht!" Allein der Richter sprach: „warum
soll ich ihm die kurze Freude nicht gönnen, es ist ihm zuge
standen, und dabei soll es sein Bewenden haben!" Auch
konnte er es ihm nicht abschlagen, wegen der Gabe, die
dem Knecht verliehen war. Der Jude aber rief: „au weih!
au weih! bindet mich an! bindet mich fest!" Da nahm der
gute Knecht seine Geige vom Hals, legte sie zurecht, und wie
er den ersten Strich that, sieng alles an zu wabern, und zu
wanken, der Richter, die Schreiber, und die Gerichtsdiener,
und dem, welcher den Juden festbinden wollte, siel der Strick
aus der Hand; beim zweiten Strich hoben alle die Beine, und