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nach einer Weile sie sich setzte und ihre Haare losflocht, die
strahlten von Glanz. Gleich sprach sie wieder:
weh'! weh'! Windchen,
fass' Kürdchen sein Hütchen,
und laß'n sich mit jagen,
bis daß ich mich geflochten und geschnatzt
und wieder aufgesatzt.
Da kam ein Windstoß und fuhr mit Kürdchens Hut weg, daß
es weit zu laufen hatte, und die Magd kämmte und flocht
ihre Locken still fort, welches der alte König alles beobachtete.
Darauf gieng er unbemerkt zurück, und als Abends die Gän
semagd heim kam, rief er sie bei Seite und fragte: „warum
sie dem allem so thäte?" „Das darf ich euch und keinem
Menschen nicht sagen, denn so hab' ich wich unter freiem Him
mel verschworen, weil ich sonst um mein Leben wäre gekom
men." Er aber drang in sie und ließ ihr keinen Frieden,
„willst du mir's nicht erzählen," sagte der alte König end
lich, „so darfst du's doch dem Kachelofen erzählen." „Ja,
das will ich wohl" antwortete sie. Damit mußte sie in den
Ofen kriechen und schüttete ihr ganz Herz aus, wie es ihr bis
dahin ergangen, und wie sie von der bösen Kammerjungftr
betrogen worden war. Aber der Ofen hatte oben ein Loch, da
.lauerte ihr der alte König zu, und vernahm ihr Schicksal von
Wort zu Wort. Da war's gut, und Königskleider wurden