Full text: Kinder- und Hausmärchen

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32. 
Jorinde und Joringel. 
Cs war einmal ein altes Schloß, mitten in einem großen, 
dicken Wald, darinnen wohnte eine alte Frau ganz allein, das 
.war eine Erzzauberin. Am Lage machte sie sich zur Katze oder 
zur Nachteule, des Abends aber wurde sie wieder ordentlich 
wie ein Mensch gestaltet. Sie konnte das Wild und die Vö 
gel herbeilocken, und dann schlachtete sie's, kochte und bratete 
es. Wenn jemand aus hundert Schritte dem Schloß nahe kam, 
so mußte er stille stehn, und konnte sich nicht von der Stelle 
bewegen, bis sie ihn lossprach; wenn aber eine keusche Jung 
frau in diesen Kreis kam, so verwandelte sie dieselbe in einen 
Vogel, und sperrte sie dann in einen Korb ein, Ln die Kam 
mern des Schlosses- Sie hatte wohl sieben tausend solcher 
Körbe mit so raren Vögeln im Schlosse. 
Nun war einmal eine Jungfrau, die hieß Jorinde; sie 
war schöner als alle andere Mädchen, die, und dann ein gar 
schöner Jüngling, Namens Joringel, hatten sich zusammen 
versprochen. Sie waren in den Brauttagen, und sie hatten 
ihr größtes Vergnügen eins am andern. Damit sie nun eins 
malen vertraut zusammen reden könnten, giengen sie Ln den 
Wald spazieren. „Hüte dich, sagte Joringel, daß du nicht so
	        
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