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bei seiner Barmherzigkeit so bückte, rollte ihm ein Käse aus
der Lasche fort, den Berg hinab. Sprach das Catherlieschen:
„ich habe den Weg schon einmal herauf gemacht, ich gehe
nicht wieder hinab, es mag ein anderer hinlaufen und ihn
wieder holen." Also nahm es einen andern Kas und rollte
ihn hinab. Die Käse aber kamen beide nicht wieder, da ließ
es noch einen dritten hinablaufen, und dachte, vielleicht war
ten sie auf Gesellschaft und gehen nicht gern allein. Als sie
alle drei ausblieben, sprach es: „ich weiß nicht, was das vor
stellen soll! doch kanns ja seyn, der dritte hat den Weg nicht
gefunden und sich verirrt, ich will nur den vierten schicken,
baß er sie herbei ruft." Der vierte machte es aber nicht bes
ser als der dritte, da ward das Catherlieschen ärgerlich, und
warf noch den fünften und sechsten hinab, und das waren die
letzten. Eine Zeit lang blieb es stehen und lauerte, daß sie
kamen, als sie aber immer nicht kamen, sprach es: „o, ihr
seyd gut nach dem Lod schicken, ihr bleibt fein lange aus:
weint ihr, ich wollt noch länger auf euch warten? ich gehe
meiner Wege, ihr könnt mir nachlaufen, ihr habt jüngere
Beine als ich!" Catherlieschen gieng fort, und fand den
Frieder, der war stehen geblieben und hatte gewartet, weil er
gern was essen wollte: „Nun, gieb einmal her, was du mit
genommen hast." Sie reichte ihm das trockene Brot. „Wo
ist Butter und Käs?" fragte der Mann. „Ach, Friederchen,
Kindermärchen. Kl« Au§g. O