198
Ueber ein Jahr brachte sie ein schönes Kind zur Welt und
dachte gar nicht mehr an das Männchen, da trat es in ihre
Kammer und forderte, was ihm versprochen war. Die Köni
gin erschrak, und bot dem Männchen alle Reichthümer des
Königreichs an, wenn es ihr das Kind lassen wollte, aber
das Männchen sprach: „nein, etwas Lebendes ist mir lieber,
als alle Schätze der Welt." Da sieng die Königin so an zu
jammern und zu weinen, daß es das Männchen doch dauerte
und es sprach: „drei Tage will ich dir Zeit lassen, wenn du
bis dahin meinen Namen weißt, so sollst du dein Kind behal«
ren."
Nun dachte die Königin die ganze Nacht über an alle Na
men, die sie jemals gehört hatte, und schickte einen Boten
aus über Land , der sollte sich erkundigen weit und breit nach
neuen Namen. Als am andern Tag das Männchen kam, M
sie mit Caspar, Melchior und Balzer an, und sagte alle die
sie wußte, nach der Reihe her, aber bei jedem sprach das
Männlein: „so heiß ich nicht." Den zweiten Lag ließ st
herumfragen bei allen Leuten, und legte dem Männlein alle,
die ungewöhnlichsten und seltsamsten vor, als: Rippenbieß,
Hammelswade, Schnürbein, aber es blieb dabei: „so heiß
nicht." Den dritten Lag kam der Bote wieder zurück und er
zählte: „neue Namen habe ich keinen einzigen finden könnet
aber wie ich an einen hohen Berg um die Waldecke kam,