„ Spieglein, Spieglein an der Wand,
wer ist die schönste im ganzen Land?"
da antwortete der Spiegel:
„Frau Königin, ihr seyd die schönste hier;
aber Sneewittchen über den Bergen
bei den sieben Zwergen
ist noch tausendmal schöner als ihr!"
Da erschrak sie- denn sie wußte, daß der Spiegel keine Un
wahrheit sprach, und merkte, daß der Jager sie betrogen hatte,
und Sneewittchen noch am Leben war. Und da sie hörte, daß
es über den sieben Bergen bei den sieben Zwergen war, sann
sie aufs neue, wie sie es umbringen wollte, denn so lange sie
nicht hie schönste war im ganzen Land, ließ ihr der Neid keine
Ruhe. Und als sie sich endlich etwas ausgedacht hatte, färbte
sie sich das Gesicht, und kleidete sich wie eine alte Krämerin
an und war ganz unkenntlich. In dieser Gestalt aber gieng
sie über die sieben Berge hin zu dem Zwergenhaus, klopfte an
die Thüre und rief: „gute Waare feil! feil!" Sneewitt
chen guckte zum Fenster heraus und rief: „Guten Tag, liebe
Frau, was habt ihr denn zu verkaufen?" „Gute Waare,
schöne Waare, antwortete sie, Schnürriemen von allen Far
ben," dabei holte sie einen von bunter Seide hervor, und
zeigte ihn. Die gute Frau kann ich herein lassen, dachte
Sneewittchen, die meints redlich: riegelte die Thüre auf, und