Full text: Kinder- und Hausmärchen

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mann, du mußt dir selber thun, was du willst gethan haben. 
Mach nur gleich Feuer an und stell Wasser auf, daß du mir 
mein Essen kochst, ich bin ganz müd." Die Königstochter 
verstand aber nichts vom Feueranmachen und Kochen, und der 
Bettelmann mußte selber mit Hand anlegen, daß es noch so 
leidlich gieng. Als sie die schmale Kost gegessen hatten, legten 
sie sich zu Bett, aber am Morgen trieb er sie schon ganz früh 
heraus, weil sie das Haus besorgen sollte. Ein paar Tage 
lebten sie auf diese Art schlecht genug, und zehrten ihren Vor 
rath auf. Da sprach der Mann: „Frau, so gehts nicht lan 
ger, daß wir hier zehren und nichts verdienen. Du sollst 
Körbe flechten." Er gieng aus, schnitt Weiden, und brachte 
sie heim, da sieng sie an zu flechten, aber die harten Weiden 
stachen ihr die zarten Hände wund. „Ich sehe das geht nicht, 
sprach der Mann, spinn lieber, vielleicht kannst du das besser." 
Sie setzte sich hin und versuchte zu spinnen, aber der harte 
Sahen schnitt ihr bald in die weichen Finger, daß das Blut 
daran herunterlief. „Siehst du, sprach der Mann, du taugst 
iu keiner Arbeit, mit dir bin ich schlimm angekommen. Nun 
M ichs versuchen, und einen Handel mit Töpfen und irdenem 
Geschirr anfangen, du sollst dich auf den Markt setzen und die 
^aare feil halten." „Ach, dachte sie, wenn auf den Markt 
keute aus meines Vaters Reich kommen, und sehen mich da 
s^en und feil halten, wie werden sie mich verspotten!" Aber 
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