129
Ler der Bedingung, daß die kluge Else auch recht gescheldt
wäre. „O, sprach der Vater, die hat Zwirn im Kopf" und
die Mutter sagte: „ach, die sieht den Wind auf der Gaffe
laufen, und hört die Fliegen husten." „Ja, sprach der
Hans, wenn sie nicht recht gescherdt ist, so nehm ich sie
nicht." Als sie nun zu Lisch saßen und gegessen hatten,
sprach die Mutter: „Else geh Ln den Keller und hol Bier."
Da nahm die Else den Krug von der Wand, gieng Ln den
Keller, und klappte unterwegs brav mit dem Deckel, da
mit ihr die Zeit ja nicht lang würde. Als sie unten war,
holte sie ein Stühlchen und stellte es vors Faß, damit sie sich
vicht zu bücken brauchte, und ihrem Rücken etwa nicht weh
thäte und unverhofften Schaden nähme. Dann that sie die
Kanne vor sich, und drehte den Hahn auf, und wahrend der
Zeit, daß das Bier hinein lief, wollte sie doch ihre Augen
vicht müßig lassen, und sah oben an die Wand hinauf, und
^blickte nach vielem Hin - und Herschauen eine Kreuzhacke ge
rade über sich, welche die Maurer da aus Versehen hatten
stecken lassen. Da sieng die kluge Else au zu weinen, und
„wenn ich den Hans kriege und wir kriegen ein Kind,
vvd das ist groß, und wir schicken das Kind in den Keller,
es hier soll Bier zapfen, so fällt ihm die Kreuzhacke auf
den Kopf und schlägts todt!"
Kindermärchen. Kl. Ausg.
I