Full text: Kinder- und Hausmärchen

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schöne Füße hatten. Die Gelteste gicng mit dem Schuh in 
die Kammer, und wollte ihn anprobiren, und die Mutter stand 
dabei. Aber sie konnte mit der großen Zehe nicht hineinkom 
men, und der Schuh war ihr zu klein, da reichte ihr die Mut 
ter ein Messer und sprach: „hau die Zehe ab, wann du Kö 
nigin bist, so brauchst du nicht mehr zu Fuß zu gehen." Das 
Mädchen hieb die Zehe ab, zwängte nun den Schuh hinein, 
und gieng zum Königssohn. Der nahm sie als seine Braut 
auf sein Pferd, und ritt mit ihr fort. Sie mußten aber an 
dem Haselbaumchen, das auf dem Grabe stand, vorbei, da saßen 
die zwei Täubchen drauf und riefen: 
„Rucke di guck! rucke di guck! 
Blut ist im Schuck (Schuh), 
der Schuck ist zu klein, 
die rechte Braut sitzt noch daheim!" 
da blickte er auf ihren Fuß, und sah, wie das Blut heraus 
quoll. Nun wendete er sein Pferd um, brachte die falsche 
Braut wieder nach Haus und sagte: „das ist nicht die rech 
te, die andere Schwester soll den Schuh anziehen." Sie gieng 
in die Kammer, und kam mit den Zehen in den Schuh, aber 
hinten die Ferse war zu groß. Da reichte ihr die Mutter ein 
Messer und sprach: „hau ein Stück von der Ferse ab, wann 
du Königin bist, brauchst du nicht mehr zu Fuß zu gehen." 
Das Mädchen hieb ein Stück von der Ferse ab, zwängte den
	        

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