Full text: Lateinische Gedichte des X. und XI. J[ahr]h[underts]

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EC BÄ SIS. 
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 72 
fremden gasles. der wolf erklärt seine absiclit es mor 
gen zu verzehren und empfiehlt ihnen Wachsamkeit, dafs 
es nicht entwische. Hierauf halt der igel den eingang 
der hole besetzt und singt ein lied von den tliaten des 
wolfs; während dieser in schlaf fällt, labt die gutmü 
tige Otter das kalb mit speise und tröstendem Zuspruch, 
unter dem essen wird die ‘reparatio lapsi’ gelesen und 
gebetet. 
Nach mitternaclit schreckt den wolf ein traumge 
sicht, das er seinen leuten erzählt: käfer, wespen, flie 
gen, zumal zwei hornisse umflogen ihn, das kalb stand 
daneben, und ein lautschreiender fuchs, dessen ge- 
sclirei wünscht er sich gedeutet. Sogleich ist die Otter 
zur auslegung erbötig: über ihm schwebe todesgefalir, 
wo er nicht das gefangne kalb ledige, unter den fliegen 
seien die wilden tliiere gemeint, unter dem Stachel der 
wespe der bittere tod, unter den hornissen die eitern 
des kalbs, deren liörner *) ihn durchbohren werden, 
der fuchs aber jubele. 
Dieser traumdeutung mag der w r olf nicht folgen; 
selbst wenn ihm Heinrich, sein gönner, fünfhundert 
scliweine und ebensoviel gemästete kälber geben wolle, 
dürfe das kalb nicht ungestraft bleiben, welches ihm 
noch die Überbleibsel seines malils verthan habe. Er 
heilst seinen erzcaplan , kämmerer, küchenmeister, rat- 
geber und lichter (alle diese äinter vereinigte der igel 
in sich), am frühen morgen den gefangnen zu tüdten, 
allein weder zu zerstiicken noch zu braten, er will das 
süfse fleisch ganz frisch geniefsen. Hierauf setzt er in 
mchrern versen die bolinen herab, durch deren lange 
kost sein leib geschwächt worden sei; solch gemüse 
tauge barbarischen Franken, er wolle zur allen sitte 
*) 245. 1163; führte das horn der rinder auf hornuz?
	        

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