E C B A SI S.
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© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 72
tung verwickeln zwei in einander gefügte fabeln; es
würde iniilie kosten, ohne die beigesetzten namen der
redenden *) dem Wechsel des gesprächs zu folgen, zur
Übersicht gebe ich hier einen auszug des ganzen.
Ais im frühling des jahrs 812 alle hirten und beei
den des Wasgaus fröhlich auf die weide auszogen, blieb
ein noch säugendes kalb angebunden im stall daheim,
es wäre gern seiner mutter nachgesprungen, mit lecken
und kauen machte es sich endlich der fessel los, und
eilte nun auch zum gefilde.
Es geräth aber in einen dichten 'wald, und wer
ihm begegnet ist ein geistliche lieder singender wolf.
dieser, froh solcher beute, führt den gezwungnen gast
seiner hole zu. seit drei monalen hatte er kein süfses
fleisch, keinen blutigen becher gekostet, und den leib
kasteit durch mönchische speise: jetzt solle das opfer
fallen. Das kalb erkennt die schuld seiner flucht, fleht
aber um aufschub der hinrichtung, bis morgen messe
gesungen werde; könig Heinrich habe frieden im lande
geboten. Der wolf gewährt die frist; unterdessen möge
es essen, was sein inönchshaushalt biete, und die aus
gesandten diener heimbringen.
Beim anbruch der nacht langen diese an, die Ot
ter mit fischen, mit gemüse und obst der igel. da führt
der wolf wieder klagen über seit nun bald acht jah-
ren **) genossene mönchskost; jetzt altere er und wolle
nach seinem tod den treuen dienstmannen, dem igel die
felsenliöle , der Otter den fischreichen bacli hinterlassen.
Als die diener das kalb gewahren, wundert sie des
*) im Kuodlieb geschieht diese beifügung nur einmal s. 166;
im Waltharius wäre den s. 86. 87 besprochnen stellen dadurch
sehr geholfen.
**) 182, vgl. 298. 387; vorher aber 112 war blofs die rede
vom dritten monat.