Full text: Lateinische Gedichte des X. und XI. J[ahr]h[underts]

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RUODLIEB. 
gattin wählen möge. Er willfahrt. Unter dein Vorsitz 
der mutter hat eine solche Versammlung statt und es 
wird (nicht klar ist, ob von der mutter oder von wem 
sonst, denn hier sind die verse wieder verstümmelt) 
auf eine dominella hingewiesen, die durch adel und 
hohe tilgend vor allen wertli sei, des beiden genossin 
zu werden. Das nun folgende abgängige blatt müste zei 
gen, ob wirklich hier wieder eine anwendung, und zwar 
der siebenten unter den zwölf lehren, eingellochten sei. 
Nach späterem scheint es, dafs Rudlieb jene, von der 
mutter und den freunden gerühmte treffliche seinestheils 
bereits besser kennt, und, um sich folgsam zu zeigen, 
einen vertrauten absendet, der die schöne um ihre hand 
angehen, zu gleicher zeit aber, und ohne dafs ers selbst 
so recht weifs, zum entschiedensten von ihr ausgehen 
den nein bestimmen soll. Im fragment XVI, auf fol. 
32 und 33 nemlich, erfahren wir den verlauf und er 
folg dieser Sendung, einmal, und in zum tlieil ver 
stümmelten versen, vom erzählenden dichter, und dann 
nochmal und vollständiger als bericht, den der abge- 
sandte an Rudlieb erstattet. Die schöne hat ihn ganz 
freundlich empfangen und ihm nach allerlei fragen über 
seine landsmänninnen für Rudlieb wegen der auch hier 
wieder eingemischten altdeutschen worte unübersetzba 
ren bescheid gegeben: 
*vi, ii die illi nunc de me corde fideli, 
tantundem lieh es, veniat quantuni modo louhes, 
et volucrum wunna quot sint, tot die sibi mitina, 
grarninis et florum quantum sit, die et bonorum. 
Auf diese worte, die als ja gelten können, nimmt er abschied, 
bleibt aber eine weile wie in gedanken stehen , und klagt 
sich an, dafs er ein kleines von seiten Rudliebs für sie mitge 
brachtes geschenk zu überreichen vergessen habe. Freu 
dig empfängt sie ein lädchen (pyxidem), das er aus der
	        
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