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RUODLIEB.
gattin wählen möge. Er willfahrt. Unter dein Vorsitz
der mutter hat eine solche Versammlung statt und es
wird (nicht klar ist, ob von der mutter oder von wem
sonst, denn hier sind die verse wieder verstümmelt)
auf eine dominella hingewiesen, die durch adel und
hohe tilgend vor allen wertli sei, des beiden genossin
zu werden. Das nun folgende abgängige blatt müste zei
gen, ob wirklich hier wieder eine anwendung, und zwar
der siebenten unter den zwölf lehren, eingellochten sei.
Nach späterem scheint es, dafs Rudlieb jene, von der
mutter und den freunden gerühmte treffliche seinestheils
bereits besser kennt, und, um sich folgsam zu zeigen,
einen vertrauten absendet, der die schöne um ihre hand
angehen, zu gleicher zeit aber, und ohne dafs ers selbst
so recht weifs, zum entschiedensten von ihr ausgehen
den nein bestimmen soll. Im fragment XVI, auf fol.
32 und 33 nemlich, erfahren wir den verlauf und er
folg dieser Sendung, einmal, und in zum tlieil ver
stümmelten versen, vom erzählenden dichter, und dann
nochmal und vollständiger als bericht, den der abge-
sandte an Rudlieb erstattet. Die schöne hat ihn ganz
freundlich empfangen und ihm nach allerlei fragen über
seine landsmänninnen für Rudlieb wegen der auch hier
wieder eingemischten altdeutschen worte unübersetzba
ren bescheid gegeben:
*vi, ii die illi nunc de me corde fideli,
tantundem lieh es, veniat quantuni modo louhes,
et volucrum wunna quot sint, tot die sibi mitina,
grarninis et florum quantum sit, die et bonorum.
Auf diese worte, die als ja gelten können, nimmt er abschied,
bleibt aber eine weile wie in gedanken stehen , und klagt
sich an, dafs er ein kleines von seiten Rudliebs für sie mitge
brachtes geschenk zu überreichen vergessen habe. Freu
dig empfängt sie ein lädchen (pyxidem), das er aus der