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RUODLIEß.
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 72
mutier sehen könne, wie gut africanisclie brote schme
cken. Als er das eiue anschneiden will, widersteht es
dem messer, er schabt den melilüberzug weg, und es
zeigt sich den staunenden das helle silber, und, nach
dem er die nagel abgefeilt, die fugen geöffnet, der schätz
von glänzendem golde. Rudlieb bricht in worte des dan-
kes gegen den königlichen geber aus. Fragment XI, aus
dem drittelsblatte 28 mit meist unganzen theils horizon
tal , theils vertical geschriebenen verseil bestehend, so
wie das fragment XII gewährt keinen befriedigenden
sinn. Rudlieb ist, scheint es, mit dem neffen wieder
bei jener gevatterin und ihrer tocliter. Die erwähnung
des kalines und fischfanges am Schlüsse lafst Zusammen
hang mit dem folgenden fragment XIII voraussetzen.
Im fragment XIII legt zur Verwunderung der wirtin
und der vom söller herab zuschauenden jungfräulein,
zur freude des neffen und der herbei eilenden köche,
Rudlieb proben seiner kunst, fische zu fangen ab, indem
er dieselben mit seiner ruthe (virga), die, wie aus dem
vorigen fragment zu vermuten, etwa durch das pulver
der buglossa diese kraft erhielt, nur so leichthin aus
dem see an das land jagt. Nun kommt eine auch für
die altdeutsche pliilologie interessante stelle, welche zu
gleich auf die zeit und den ort des dichters, die frei
lich auch aus andern umständen zu errathen sind, be
stätigende andeutungen gewährt. Es ist die aufzählung
der ausgelegten [fische, gröfsten theils unter deutschen,
noch ganz das gepräge des zehnten jahrhunderts tra
genden namen, wie sie auch dermalen im Tegern und
andern unsrer oberländischen seen Vorkommen. Hier
auf läfst denn die wirtin ihre schöne tochter zur tafel
herabholen, an welcher Rudliebs neffe ihr zur Seite
sitzt. Zur grofsen Verwunderung und ergetzung der
gesellscliaft wurden die künste eines hundes, nament-