Full text: Lateinische Gedichte des X. und XI. J[ahr]h[underts]

© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 72 
Der rothe, der den jungen wirt mit einer alten ehe- 
halfte nicht nach seinem geschmacke findet, fragt 
den redseligen liirten, ob denn unter den bewoh- 
nern nicht irgend ein alter sei, der eine junge schöne 
frau habe? der hirt nennt ihm einen solchen, der, 
ein witwer, ein junges thörichtes, leichtfertiges dirnlein 
geheiratet habe, die ihm nun auf gar ärgerliche weise 
mitspiele. 
Hier schliefst das, am ende selbst nur zum theil 
lesbare blatt 20 und es tritt eine lücke vermutlich von 
blofs einem blatte ein. 
Zu anfang des fragments V finden wir den ritter 
auf der nachtlierberge im hause jenes jungen gemahls 
einer elirenwerthen matrone aufs allerbeste und freund 
lichste bewirtet. Sein begleiter, der rotlikopf, hinge 
gen hat sich an den alten mann der jungen frau ge 
macht, die er, sogleich von ihr verstanden, als niclite 
behandelt und durch das versprechen, ihr zur flucht 
mit einem stattlichen jungen manne, den sie liebe, zu 
verhelfen, dahin bringt, dafs sie ihm selbst, fast unter 
den äugen des grämlichen ungestalten eheherrn zu wil 
len wird. Fragin. VI folgt auf eine lücke, in welcher 
die darstellung dessen was die nacht über zwischen dem 
rothen, der leichtfertigen frau und ihrem alten weiter 
vorgegangen war, und aus dem folgenden zu schliefsen 
tragischer art gewesen sein mufs, vorauszusetzen ist. 
Der vom rothen auf den tod mishandelte alte hört un 
ter dem beistande eines priesters zu leben auf. Am 
frühen morgen versammelt sich alles volk vor der kir- 
che. Auch der richter (rector), vom verbrechen unter 
richtet, begibt sich dahin. Er sitzt, da mit denen es 
zukommt, zu gericht. Des todten kinder, und die 
beiden schuldigen (mordritae) werden herbei geholt. 
Lachend schiebt der rothe die schuld auf den alten, der
	        

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