Full text: Lateinische Gedichte des X. und XI. J[ahr]h[underts]

RUODLIEB. 
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eben ist, zum unwillkommenen geführten. Das erste 
abenteuer, welches R. mit ihm besteht, ist nicht son 
derlich klar, da auf fol. 18 b die verse von vorne ver 
stümmelt sind. Sie reiten, scheint es, um die pferde 
zu tränken, in ein wasser, w obei der rothe geselle den 
ritter um den reisemantel (cappa), den er hinter sich 
aufs pferd gebunden hat, entweder bringt oder doch 
zu bringen versucht. Bald darauf gelangen sie in die 
nahe eines dorfes bei welchem der weg sehr schmutzig 
wird, die hier höchst unlesbare stelle am ende dieses 
fragments zeigt blofs soviel, dafs dabei auch von einem 
reiten durch das Saatfeld, als, wie es scheint, einem 
rath, den der rothe ertheilt und befolgt, die rede ist. 
Im fragm.IV, dessen sechs erste verse, nach einer lücke 
von einem blatt, sich noch auf das reiten des roth- 
kopfes durch das Saatfeld zu beziehen scheinen, nähern 
sich unsre beiden Wanderer einem dorfe, wo sie über 
nachten wollen. Der rothe befragt einen liirten, bei 
welchem der einwohner sie die beste lierberge erwar 
ten dürften? Unter allen, sagt der liirt, würde keiner 
sie so gut bewirten , als ein ganz junger mann, der 
unlängst eine betagte witwe zur ehe genommen habe, 
und vorher ein ganz armer wicht gewesen sei. Auf 
die frage des ritters, wie dieses gekommen, wird sehr 
idyllisch des mann es frühere geschichte zum besten ge 
geben, wie er, zum vorigen gemahl der frau als nack 
ter betteljunge um ein stück brot ins haus gekommen, 
durch allerhand kleine dienste, anstelligkeit und ver- 
lässigkeit nach und nach das vertrauen des knauserigen 
alten in dem mafse gewonnen habe, dafs ihm endlich 
die aufsicht über die ganze Wirtschaft, und nach dem 
tode desselben sogar die hand der witw r e zu theil ge 
worden sei. er verdiene aber auch alles glück durch 
seine gastliclikeit und milde gegen reiche und arme. 
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