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© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 72
102. Saucia dividuis clarescunt nubila sulcis.
142. Sunt milii pubentes alto de semine fratres.
in des Ausonius Mosella sind die verse 273. 276. 279.
282. 286. 288. 304. 305. 321. leoninisch. nicht wenige
findet man bei Tertullian, Sedulius, Dracontius u. a.,
nur immer vereinzelt und nicht iin ganzen gedieht
durchgeführt. Überhaupt aber sind sie doppelter art,
indem sie entweder die caesursilbe allein oder auch die
vorausgehende zweite des zweiten fufses ergreifen, je
nes in dividuis: sulcis, dieses in cruentarum: jubarum
erstere den stumpfen, letztere den klingenden rei
men vergleichbar, jene finden sich häufiger und unge
sucht schon bei classikern.
In Deutschland erscheinen leoninisclie verse gleich
mit dem beginn der lateinischen dichlkunst, und sind
die lieblingsform der münche vom neunten bis zum
fünfzehnten jahrliundert. dichter, welchen es gelang,
genauer in das Studium der classiker einzudringen, such
ten sich zwar des fesselnden reims oft zu entledigen
und ihre hexameter ohne ihn zu bauen; selten aber
setzen sie das völlig durch und fast immer laufen leo-
ninische dazwischen, in ihnen ergeht sich die kloster-
poesie am behaglichsten und ihre feierlichkeit fordert
sie, daher inschriften für gräber und glocken , kleinere
Sprüche *) und memorabilien fast nur in ihnen verfafst
wurden. sie tönen auch nicht selten klangvoll und
prächtig. Von Hraban und Walafrid Strabo ha
ben sich mehrere erhalten , doch in des letztgenannten
hortulus bilden sie weit die minderzalil (l. 3. 17, 31.
37. 43. 44. 47 u. s. w.); auch in dem längeren gedieht
de visionibus Wettini. Leonine des strafsburger Er-
*) es sei nur an die Umschrift auf den siegeln fränkischer und
schwäbischer könige als römischer kaiser erinnert:
Roma caput mundi regit orbis frena rotundi.