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RUODLIEB.
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Übrigens sind bei der liier erscheinenden ausgabe die
llorianer bruchstiicke von den münchnern durch cursi-
ven druck unterschieden, ergänzungsversuche der ab-
gesclinittnen und unleserlichen Wörter in klammern auf
genommen worden.
Eine genaue inlialtsanzeige ist zur reclitfertigung
des eingeschlagnen Verfahrens lind für den gang der
weiter beizufügenden bemerkungen hier noch unent
behrlicher als beim Waltharius.
Ein edler lield, dienstmann mehrerer grofsen lier-
ren, erschöpft für sie leib und leben auf ihren gejai-
den, in ihren feil den. Sie lohnen schlecht, versprechen
immer, halten nie. Zuletzt weifs er sich auch der
feinde, die er sich ihretwegen zugezogen, nicht mehr
zu erwehren. Er übergibt haus und hof der mutter
und nur vom treuen knappen und einem bracken be
gleitet, fährt er wol gerüstet aus, in fremden reichen
besseres glück zu suchen. Weinend sieht die mutier
mit den ihrigen dem sohn nach. Er selbst reitet in
tiefen sorgen und gedanken über die grenze. Da ge
sellt sich zu ihm ein waidmann, der liebling eines
benachbarten künigs, und tliut neugierige fragen, so
kurz angebunden der lield antwortet, wird er doch als
ein geübter kunstgenosse erkannt und von jenem be
redet in den dienst seines lierrn zu treten. Beide
scliliefsen freundschaft und reiten der liauptstadt zu.
Der waidmann stellt dem künig den angeworbnen jagd
gesellen vor. Nun die erste und vielleicht die grölstc
Kicke, da sie, wie sich aus dem folgenden zweiten
fragmente ergibt, einen Zeitraum von fast zehn jahreu
umfafst, in welchen unser lield seinen neuen herrn,
der übrigens nirgends mit namen genannt ist, und nur
einmal zum unterschied eines andern Königs, seines