Full text: Lateinische Gedichte des X. und XI. J[ahr]h[underts]

,1 
RUODLIEB. 
203 
Übrigens sind bei der liier erscheinenden ausgabe die 
llorianer bruchstiicke von den münchnern durch cursi- 
ven druck unterschieden, ergänzungsversuche der ab- 
gesclinittnen und unleserlichen Wörter in klammern auf 
genommen worden. 
Eine genaue inlialtsanzeige ist zur reclitfertigung 
des eingeschlagnen Verfahrens lind für den gang der 
weiter beizufügenden bemerkungen hier noch unent 
behrlicher als beim Waltharius. 
Ein edler lield, dienstmann mehrerer grofsen lier- 
ren, erschöpft für sie leib und leben auf ihren gejai- 
den, in ihren feil den. Sie lohnen schlecht, versprechen 
immer, halten nie. Zuletzt weifs er sich auch der 
feinde, die er sich ihretwegen zugezogen, nicht mehr 
zu erwehren. Er übergibt haus und hof der mutter 
und nur vom treuen knappen und einem bracken be 
gleitet, fährt er wol gerüstet aus, in fremden reichen 
besseres glück zu suchen. Weinend sieht die mutier 
mit den ihrigen dem sohn nach. Er selbst reitet in 
tiefen sorgen und gedanken über die grenze. Da ge 
sellt sich zu ihm ein waidmann, der liebling eines 
benachbarten künigs, und tliut neugierige fragen, so 
kurz angebunden der lield antwortet, wird er doch als 
ein geübter kunstgenosse erkannt und von jenem be 
redet in den dienst seines lierrn zu treten. Beide 
scliliefsen freundschaft und reiten der liauptstadt zu. 
Der waidmann stellt dem künig den angeworbnen jagd 
gesellen vor. Nun die erste und vielleicht die grölstc 
Kicke, da sie, wie sich aus dem folgenden zweiten 
fragmente ergibt, einen Zeitraum von fast zehn jahreu 
umfafst, in welchen unser lield seinen neuen herrn, 
der übrigens nirgends mit namen genannt ist, und nur 
einmal zum unterschied eines andern Königs, seines
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.