WALTEIARIUS.
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© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 72
ben nachmittag mit seinen dienstmannen hinter Wal
thern jagte, der indessen den vorsprung einer nacht
und eines tags gewonnen hatte. den zweiten abend
also war Walther im Vosagus angelangt und ersah sich
jene felsenburg zum ruheplatz. am morgen des dritten
tags konnten ihn hier die leichter berittenen Franken
ereilen, man hat den ort mindestens eine sehr starke
tagreise von Worms entfernt anzunehmen *).
Ueberhangende felsen bildeten eine anmutige hole
(494), deren wände sichern aufenthalt, weile aussiclit
in die gegend, und ringsum weide gras gewährten,
der dichter bedient sich davon der ausdrücke castrum,
castra (499. 891. 1136), castrum arctum (1118), late-
brae (1230), angulus (497), statio (496. 560. 572), pro-
pugnacula muri (813); blofs ein schmaler pfad führte
dahin, semita (957), via arcta (1155), angusta cal-
lis (916), durch den die reisenden musten, daher
porla (561.) es war ein Schlupfwinkel, in dem räuber
auf wegfahrende lauern konnten (496.)
Alle diese Örtlichkeiten weisen auf den höchsten
punct der Vogesen, welcher zwischen Elsafs und Lo
thringen scheide bildet, und noch heute Framont (d. i.
mons fractus, ruptus) heifst, sechs stunden von Mols
heim (Molzen), drei von der abtei Senones gelegen,
zu deren gebiet er ehdem gehörte, unweit davon ent
springt das fliifschen Plaine, am fufse des berges zieht
die alte lieerslrafse von Deutschland nach Lothringen,
auf diesem felsen soll der sage zufolge Pharamunds
’) keinen einwand hiergegen bildet Walthers furcht (1143),
dafs Günther über nacht in die stadt zurückkehren und Verstär
kung holen werde, der könig hätte das wirklich getiian, wenn
eben zeit dazu gewesen wäre.