WALTHARIUS.
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mäfsige hervorgegangen, den die höfische diclilkunst rei
nigte und fortbildete. In wiefern jene vierzeilige stroplie
sich etwan an wiederkelirende abschnitte alliterierender
gedickte schliefse? müsten eher die altnordische poesie,
als die allsächsische oder angelsächsische lehren, ich
meine in den wechselreden des Waltliarius hin und
wieder noch entsprechende Sonderungen von je vier
liexanietern wahrzunehmen, z. b. in den verseil 627-
630, 634-637, 640 - 643, 649-652 , 664-667, 668-
671, 1435-1438, 1439-1442, 1443- 1446, 1447- 1450.
dies würde einigen der vorgetragnen mutmafsungen, oh-
schon immer nur schwach, zur liilfe kommen.
In welcher aufseren gestalt aber auch den sanct-
galler mönchen ein deutsches lied von Walther und
Hildgund bekannt gewesen sei; ein solches mufs neben
ihrer lateinischen nachbildung, und gar nicht einmal
von ihr berührt, noch später bis ins dreizehnte jh. und
vielleicht länger fortgedauert haben, wäre es uns, selbst
aus so junger zeit, in irgend einer liandschrift erhalten,
was für wichtige aufsclilüsse über das ganze bisher erör
terte Verhältnis miisle es gewähren. Das lange fortle-
ben der ohne zweifei in lieder gefafslen sage geht aus
sichern Zeugnissen hervor. Walther von der Vogel
weide hat seinen gleichen namen im sinn, uni seine
geliebte unter dem von Hildegund zu verstecken *). das
war jedem Zeitgenossen alsobald verständlich. Es mögen
sogar mehrere und abweichende, kürzere und ausführli
chere auffassungen der sage umgegangen sein , wie sich
schon aus jenem verse 688 des lateinischen werks ent
nehmen läfst. In unsern Nibelungen stehn verschiedne
anspieluugen. 1693-1695, 1734-1736 wird die gesel-
lenschaft zwischen Ilagene und Walther, der hier von
*) 71, 19; vgl. Ulilands schrillt s. 17.