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WALTHARIUS.
liches mehr, hierbei wäre dennoch blofser zu fall möglich ;
in andern fast entscheidenderen fällen ist keine alliteration
zu ahnen, zumal zwischen den Ordinalzahlen und den
namen der einzelnen zwölf beiden, wo sich das ursprüng
liche Verhältnis fast nicht hätte verwischen lassen, wenn
daher in versen , deren inhalt beinahe keine abweicliung
von der grundlage gestattete, einigemal das alliterierende
band waltet: illic Guntharii pes regis, palma jacebat
Waltharii 1402, wo sogar pes und palma, wie fuoz
und folma stimmen ; so fällt mir doch für die folgen
den worte: nec non tremulus Haganonis ocellus weder
ein vocaliscli noch mit H anlaulendes adj. ein , an des
sen stelle das unentbehrliche und sicher echte tremulus
gesetzt wäre. Und zu jener zeit dürfte auch in Süd
deutschland schwerlich ein episches lied mit voller al
literation, höchstens ein Überrest derselben, den die
veränderte form der poesie nicht getilgt hätte, der aus
ihr theilweise sogar in die lateinische nacliahmung ein
gegangen wäre, zugestanden werden. Die frage steht
dann wieder nach der gestaltung, welche das deutsche
Volkslied seit dem neunten und zehnten jh. für sich
angenommen hatte? und auch sie ist schwer zu
beantworten. Ich werde in der vorrede suchen meine
ansicht von diesem gegenständ ausführlicher mitzuthei-
len und nachzuweisen, wie sowol das ältere alliterie
rende mafs als auch die spätere epische langzeile des
zwölften und dreizehnten jahrhunderts mit derjenigen
Zusammenhängen, worin Otfried und der Verfasser des
Ludwigliedes dichteten, unerachtet diese innere reime
haben, in den Nibelungen und Gudruii aber die
Schlüsse der langzeilen gebunden sind und Strophen
von vier Zeilen entspringen, in der alid. periode nur
von zweien. Das steht fest, aus dem otfriedischen
vers ist unmittelbar der erzählende, aber unvolks-