Full text: Lateinische Gedichte des X. und XI. J[ahr]h[underts]

WALTIlÄlUÜS. 
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© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 72 
Wirkung. Dafs Attila und Ospirn, in das erste drittel 
des gediclits eingreifend, hernach fallen gelassen wer 
den, scheint vollkommen episch. 
Eine dichtung, so fest in einander gefügten in- 
halts, kann nicht von einem mönclie ersonnen sein, sie 
nmfs vorher schon als deutsches gedieht unter dem volk 
gelebt haben, und auf dieser grundlage beruht der ver 
such der halbgelehrten Umarbeitung, die klostergeist- 
liche *) zu erheitern und in der metrik zu üben be 
stimmt war. Wie sich aber die gestalt eines lange über 
lieferten und fortgetragnen deutschen epos im beginn 
des zehnten jh. vorzustellen sei, ist aus den formen 
einer solchen von einflüssen lateinischer construction 
und lateinisches Versbaues beherschten nachbildung 
schwer zn errathen. Einzelne spuren von alliteration 
scheinen zwar vorzublicken, z. b. selbst in der bezeich- 
nung des helden Wallhari fona Wascöm (Waltharius 
vocor, ex Aquilanis sum generatus 599), in nebenein 
ander fiigung von Walthari und Wormaza (144) , von 
Haririh und Hildgund, oder dem mit Scaramund 709 zu 
verbindenden adj. scarf. Im lied von den Nibelungen 
rühren die nebeneinander stehenden eigennamen Sigmunt 
und Sigelint, Günther und Gdrnut, Liudeger und Liude- 
gast noch aus einer früheren alliterierenden gestaltung. Ha- 
gano spinosus 1421 könnte auf Hagano haganin zurück 
führen; vitam et artus 603 wäre lip inti lidi, und so reihten 
sich fisch und vogel 272; fisch und ferge 434.463 ; und ähn- 
*) der beginn des gediclits ist an die fratres gerichtet; über 
haupt scheinen die zehen ersten verse blofs mönchisch; und das 
deutsche lied würde nicht eher als mit dem eilften anheben, vers 
1 erinnert an Corippus 1, 4T: tertia pars mundi fumans perit 
Africa ffammis, vgl. mythol. 179. Einigemal tritt die person des 
dichtersvor: narro 15; edicam 1007; am meisten 1452- 1455; 
in den ausdrücken narrant 78; referunt 688 schimmert der deutsche 
vortrag durch, völlig deutsch klingt der schlufs: liaec est Walt- 
liarii poesis, daz ist Waitharies liod.
	        

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