Full text: Lateinische Gedichte des X. und XI. J[ahr]h[underts]

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W ALT H ARIUS. 
frid: ‘was da freiwillig weigerst, wirst du gezwungen 
tliun ! lege ab die last, die du von den Hünen bis hier 
her so weite wege hindurch getragen hast, nicht nur 
den Schild, auch das ros mit der jungfrau samt allem 
golde sollst du uns ausliefern.’ 
Nach diesen reden beginnt der heftigste kampf, von 
Hadawart mit dem scliwert geführt, von Walthari mit 
dem speer. Höher steigt der Wormser das schwerl er 
hebend, ein gewaltiger streich soll entscheiden. doch 
der jüngling fangt ihn auf und schlägt ihm die klinge 
aus der hand , fern im gestiauche schimmert sie. da 
hin flieht Hadawart, wird aber von Walthari eingeholt, 
dessen beide liände den speer schwingen, ‘wohin fliehst 
du? da nimm den scliild!’ ruft der held und schlägt 
ihn nieder. Walthari setzt ihm den fufs auf den nacken, 
sein speer heftet scliild und leib des gefallnen an die 
erde. 
Der sechste naht Patafrid, Haganons scliwester- 
sohn. ‘wohin rennst du, neffe?’ ruft ihm Hagano ent 
gegen, ‘siehst du den Tod nicht lachen?’ allein der 
ruhmsüchtige jüngling verachtet die mahnung. Da weh 
klagt Hagano ob des unersättlichen geizes, der die inen- 
schen ins verderben stürze, und vergiefst thränen über 
den unglücklichen nelfen. Diese klage des alten freun 
des dringt durch die ferne zu Waltharis obren, und ge 
rührt redet er den kühnen jüngling an, abzustehn vom 
streit, ihm durch seinen tod nicht noch mehr feinde zu 
wecken, ‘was kümmert dich mein sterben? ficht und 
rede nicht!’ Patafrid schleudert den speer, welchen 
Waltharis speer abschlägt; des Wurfes gewalt und die 
kraft des windes trug den Schaft weiter fort bis in die 
bürg zu den füfsen der jungfrau, von furcht bewegt 
schrie sie weiblich auf, doch bald sich erholend schaute 
sie, ob der hehl lebe. Nochmals ermahnte dieser den Fran-
	        

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