© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 72
WALTHARIUS.
87
Ha da wart, der fünfte, nachdem er sich vom künig
des gegners Schild erbeten hat, läfst seinen speer den
gefahrten, und baut allein auf des Schwertes schärfe,
die leichen sperren ihm den Zugang zum feinde, kein
ros kann darüber, da springt er ab und kommt zu
fufs. Walthari lobt den mann, der ein gleiches ge-
fecht eingehe, ‘du schlaue schlänge’ ruft Hadawart,
gescliofse und pfeile fehlen dich, gleich der natter liegst
du im kreise, wähnst du auch dem schlage auszuwei-
clien, den dir meine rechte führt? soll ich dir rathen,
so lege deinen gemahlten Schild ab, der mir vom könige
zugetheilt wurde; ich möchte ihn nicht geschädigt sehn,
so wol gefällt er meinen äugen. ergienge es aber an
ders, unterläge ich dir, so stehn hier gefährten und
freunde, die dich nimmer entrinnen lassen und wan
deltest du dich in einen gefiederten vogel.’ ‘meinen
Schild,’ erwidert der held, ‘lasse ich nicht, er hat mich
oft geschützt, und was er mir heute frommt, wirst du
sehen *), du selbst würdest nicht mit Walthari reden,
wenn er weg wäre.’ ‘sorge nur deinen gegner dir ab
zuwehren, damit nicht meine rechte dir deine schutz
wehr der felsenwand benehme.’
deiner linke fingern den Schild fest zu halten.’
du aber trachte mit
Ecke-
*) liier steht man wieder und noch mehr an, von 810 bis
820 den Wechsel des gesprächs zu ordnen und dessen sinn zu fas
sen. schon 811 ist nicht recht verständlich, wenn auch ‘forsan
abesset’ bedeuten kann: si forte abesset, denn sollte nicht H. den
kampf auch abgesehen vom Schilde, dessen besitz er sich freilich
wünscht, bestanden haben? die zeilen 812 ff. der einredenden
Hildgund beizulegen scheint unmöglich; zwischen beiden helden
mag dramatisches gespräch, ohne wiederholte nennung der namen
gelten, die jungfrau aber, wenn ihr die kampfsitte einmischung
erlaubte, hätte nothwendig vom dichter genannt werden müssen,
vielleicht mangelt ein vers oder mehrere, doch keine hs. hat hier
usätze oder lücken,