WALTHARIUS.
83
betrachtete sorgfältig sie alle: ‘unter diesen fürchte ich,
Hagano ausgenommen, keinen, der kennt meine kampf-
sitte und weifs listen genug; weiche ich ihnen aus, so
hast du nichts, o Hildgund, für deinen brautigam zu
befahren.’
Als Hagano jenen vor dem felsenthor stehn sah,
drang 'er den könig abzulassen und wegen des Schatzes
friedliche mittel zuversuchen. Da entsandte Gunthari
den Gamelo, der erst tags zuvor von Metz gekommen
war und gaben an den hof gebracht hatte.
Gamelo sprengte nach dem jüngling und fragte:
‘wer bist, wannen kommst und wohin gedenkst du?’
Walthari: ‘erst will ich wissen, ob du von selbst nahst
oder ein andrer dich sendet?’ ‘wisse, dafs Gunthari,
der mächtige könig mich geschickt hat zu fragen.’ ‘ich
aber weifs nicht wozu es notli ist wandrer auszufor
schen: Walthari lieifs ich von Aquitania, als knaben
gab mich mein vater zu geisel, in Hunenland lebte ich,
jetzt entwich ich und kehre zur theuren heimat.’ ‘dich
heifst der könig das ros mit den Schreinen und die
jungfrau herausgeben, dann wird er leben und glieder
dir lassen.’ ‘thoren gleich redest du; ein könig, den
ich nicht kenne, sagt mir zu, was er nicht hat und
nicht haben wird, ist er ein gott, dafs er mir leben
gewähre? haben seine bände mich ergriffen? hält er
mich gefesselt? doch höre, will vom streit er abstehn,
geb ich ihm hundert goldrothe Spangen; dem königs-
namen zur ehre.’
Gamelo hinterbringt das erbieten, Hagano rätli zur
annahme, ihm ahnt sonst Unheil. er enthüllt seinen
nächtlichen träum: der könig hatte einen bären zu be
stehn, der ihm ein bein bis zur liüfte abrifs und dann
dem zu hilfe eilenden Hagano ein äuge mit den zähnen
ausstach. Da schilt ihn Gunthari: ‘du artest deinem
6