Full text: Lateinische Gedichte des X. und XI. J[ahr]h[underts]

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WALTHARIÜS. 
essisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 72 
angeln bestellen, weil sie auf der reise von gefangnen 
fischen und vögeln zehren müsten. 
binnen acht tagen 
soll ein grofses gelage, und der gaste trunkenlieit die 
flucht begünstigen. 
So wird es ausgeführt. Als alle Ilunen, vom weine 
schwer, ihrer sinne unmächtig waren, zog Walthari 
ein köstliches ros aus dem stall, legte ihm beide Schreine 
über, und schwang sich, vollgerüstet, mit der Jung 
frau, auf dessen rücken. Hiltgund lenkt die zügel und 
hält die fischergerte in der hand, der held selbst ist 
mit Waffen belastet, weil er allenthalben kampf ahnt. 
Sie fliehen bei nacht, bergen sich tags im dunkel 
der walder, meiden bewohnte statten und gebautes 
land, auf umwegen ziehen sie über bahnlose gebirge. 
Unterdessen erwachten die trunknen und gewahr 
ten der entweichung. Ospirin war untröstlich und At 
tila verhiefs jedem, der ihm Walthari gebunden zurück 
führen würde, schätze von geld. Dies wird 405-7 
nach der sinnlichen weise alter compositionen (RA. 
670-673) so ausgedrückt: ich will ihn mit geläutertem 
gold bekleiden und, wenn er aufrecht am loden steht, 
von beiden seiten so mit gold beladen, dafs ihm da 
durch der weg ganz gesperrt sein soll *). ‘vivo’ heifst 
es, im gegensatz zu dem leichnam, der sonst auf solche 
weise, zur büfsung der schuld, mit gold zugedeckt und 
darum für rechtlich, weil sie darin eine Wiedererstattung des ih 
rem Vaterland abgedrungnen zinses sehn. Aus gleichem grund 
scheint nachher Gunthari anspruch zu erheben auf Waltharis schätz, 
in welchem er noch einen hunischen erblickt. 
’) Hervararsaga (Rafn p. 494): mun ek thik sitjanda silfri 
maela en gdnganda thik gulli steypa, svä d vegu alla velti bau- 
gar. die stelle ist schon RA. 677 beigebracht und erläutert unser 
gedieht vollkommen.
	        

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