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III. frage.
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 21
N. fragt alfo mit inno? zu eingang, mit na? zu
ende des falzes; mit inno? meift in pofitivem fatz,
mit na? in negativem. Auch alle übrigen inuni, enoni.
€nonu? Rehen vornan und übertragen bald num? bald
nonne?
Wie ßnd nun die beigebrach len formen zu nehmen?
das einfache an? gleicht unleugbar dem lat. fragwort
an? * * ) ; beide jedoch bin ich geneigt für ein umgeltellles
na zu hallen, dergeftalt daß das anhebende an und das
ichließende liotkerifche na urfprünglich die felbe par-
tikel gewefen wären.
Ein wichtiger grund für diefe anficbt wird fich nach
her zeigen; wir haben jetzt erft die fuffigierte form zu
erwägen, irm, eno könnte in mit dem bloßen fuffix
~u fein und dem golh. niu (f. 754) verglichen werden,
auch ift es oben f. 248 note *** als eine umflellung von
niu betrachtet worden. Wenn aber in ZZ golh. an
lieht, fo wäre inu “ anu, folglich von niu verfchieden.
Ich glaube daher, daß inu, eno eine unorganifche, aus
dem bei N. und in der gl. monf. 328 erhaltnen innu,
inrv) entfiel! te form fei. innu entfpricht dem goth.
annu und ift aus zwei partikeln zufainmengefetzt, aus
an und nu. Gieng aber an hervor aus na, fo fetzt
auch annu ein früheres nanu voraus, ja aus diefem
compolitum mag lieh eben das annu und dann auch
an für na erft entwickelt haben.
Das fchwierigfte bei der ganzen unterfuchung, dünkt
mich, ift, zu beftimmen, ob das fuffix -nu von nalur
ein fragendes fei, oder bloß zu einem fragwort hinzu
trete? anders ausgedrückt, ob diel’es -nu verfchieden
von der fonft gebräuchlichen parlikel nu fei, oder mit
ihr zufammenfalle ? Jenes anzunehmen könnte man
durch die Vergleichung des -nu mit dem goth. fuffix -u
bewogen werden, fo daß -u gleichfam der poiitive,
-nu der negative ausdruck eines und des felben frag-
worts wäre. Für die meinung, daß -nu nichts anders
als die partikel nu (ovv) ift, laßt lieh weit mehr gel
tend machen, nu hängt lieh an andere partikeln, na
mentlich au goth. fai, ahd. fe: fdinul fenu, Jeno!
(f. 247); an ahd. Jage no! (die!) N. Bth. 37; an
%oth. pan: panriu (f. 166); an ahd. wala: walanu!
*) wobei aber auch die griech. imbeßimmte partikel fe'v zu
erwägen bliebe.