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III. frage.
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 21
objectlyer fragen find: wer ill da? wen liebll du? wie
iit das zugegangen? wann hall du ihn geleben? Sub-
jectiver: iit er da? lieblt du mich? wiJJli du mit? ill
er allein?
Diele unterfcheidung nach dein inhalt der frage be
rührt lieh mit dem vorausgefchickten formellen unter-
fchied. Objeclive fragen werden in der regel durch den
anlaut, fubjective durch ein lüffix ausgedrückt.
Infofern der fragende nicht voraus weiß, welche
antwort erfolgt, lind alle fragen ihrer natur nach zwei
felnd. In höherem grade zweifelnd ill aber die lüb-
jective frage. Der objectiv fragende will berichtet fein
und kann auf das vielfältiglle berichtet werden. Die
ungewisheit des fubjeclivfragenden ill aber nur auf eine
von zwei möglichen antworten gefpannt, auf ja oder
nein. Jedweder lübjecdven frage darf demnach ein
oder nicht? zugefügt, mit andern worlen, lie kann
beides, poiiliv oder negativ gelallt werden. Statt jenes:
iit er da? lieblt du mich? wäre es in vielen fällen*)
gleichgültig zu fragen: ill er nicht da? liebft du mich
nicht? Hieraus folgt fchon im allgemeinen ein gewif-
fer zufainmenhang der fubiecliven frage mit der negalion,
den auch die formen der tragwörter beitätigen.
Endlich gefchehen alle fragen entweder direct oder
indirect; die vorhin gegebnen beifpiele objectiver und
fubjeedver fragen waren lauter directe. Indirecte wären
z. b. ich weiß nicht, wer es fei? ich weiß nicht, ob
er komme? Auf diefe indirecte frage braucht nicht
gerade geantwortet zu werden.
Nunmehr bemerke ich:
i. das princip objectiver frage erfcheint bei bildung
des Interrogativpronomens und der daraus abgeleiteten
partikeln. Dielen Wörtern allen klebt die frage we-
l'entlich an, während andern das interrogalivfuffix oder
praeüx nur zufällig angehängt wird. Ich habe f. 1-3 aus
geführt, daß in unterer fprache die confonantenllY denfrag-
anlaut begründen, daß lie aber an die Helle des kräftigeren
KV urverwandter fprachen getreten lind. Diefes ge-
fchwächte IlV behauptete licli nicht einmal lange zeit,
*) das feinere gefiihl wird fich freilich in der auweudung
für die poQtive oder negative faßung entfeheiden, je nachdem
die erwartung des fragenden auf ein nein oder ja gerichtet ifi
denn man fragt: magft du? wenn man nein, maglt du nicht?
wenn man ja hören will*