© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 21
UI. negation. JchlußbemerJtun gen.
Tagt; ai ni voit gotte*), il ne voit goutte, 0. hätte
lagen können: clroj ni iihit; yos ni verrez goute Re-
nart 8150. Mie ift der lat. acc. micam: n’y touchez
mie (rühre ja nicht an, nimm nicht ein krümchen), je
ne l’aime mie (ich liehe ihn nicht ein bißchen); alt—
franz. nel toucha mie lienart 7465, oft noch lebendiger
mit vorausgefcliicktem artikel: nen fot mot que une mie
lienart 7256. Auch provenz. ein wohllautendes mia:
que nom plai mia (quod mihi non placel) Hayn. 1, 430«
Etwas fchwerer zu erklären fcheint das gleichbedeu-
tige franz. guere: je n’ai guere d'argent, je ne 1’aime
guere; altfranz. gueres: il not gueres de bonle (er
hatte gar keine güte). Inzwifchen hat Hayn, f, 370.
429 befriedigend nachgewiefen, daß die provenz. form
guaire, gaire aus einem pofitiven ganre, granre,
granren entfprungen ift: ma rio us cal del mieu dan
guaire (es liegt euch nichts an meinem fchaden “ nicht
großes ftück); que fcienfa no pretz gaire (wer nicht
ein großes iiück auf wißenfchaft halt); in andern ftellen
druckt es daher beaucoup (multum) aus und man kann
auch jenes: je ne Taime guere in: je ne Taima
beaucoup verwandeln.
Die heutzutag lehr gangbare franz. verftärkung der
negation durch das fubft. point (d. i. punctum) trifft,
wie mich dünkt, nahe an das mnl. twint (f. 732. 733).
Je ne vois point heißt eigentlich: ich fehe nicht einen
ßich, bald aber völlig abltract nichts weiter als: non
video. Und wiederum ohne ne: point du tout (ganz
und gar nicht).
Ein provenz. gens oder ges hat den nämlichen hnn:
gens a lui non atend (er achtet nicht auf ihn); nom
inogiu ges (ich regte mich nicht); ges no laus moltrar
ma dolor (ich wag ihm nicht meinen fchmerz zu zei
gen); on fai be, quamatz no fui ges (man weiß wohl,
daß ich nicht geliebt bin). Hayn. 1,429 erklärt das
vermuthlich unrichtig aus gens (perfonne, aucun), denn
es ift ein fächlicher, kein perlönlicher begrif nöthig,
ges muß irgend etwas geringes bedeuten; ital. ift ghezzo
ein pilz, ghiozzo ein bißchen, ßückchen.
In den altfranz. gedichten begegnen viele noch finn-
liebere umfchreibungen der negation, die in der fpäteren
*) mem. des antiquaires de France 6; 124#