III. negation. verjtärkungen. 727
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 21
partikeln ein größerer nachdruck her vorgebracht, oder
der negierende ünn durch zufügung eines poütiven Wor
tes gehoben, das die negation %egleitet. Hierbei ereignet
fich dann nicht feiten, daß die eigentliche negativparti-
kel untergellt und ihre verneinende kraft ganz von dem
poütiven wort angezogen wird.
Der erfte fall, daß ficli zwei (zuweilen drei) nega-
tionen in einem fatze häufen, ohne dadurch delTen linn
in einen poütiven uinzukehren, kommt oft in unferer
allen fprache vor. Eine der im vorigen abfehnitt ver
handelten negativverbindungen (pronomen oder par-
tikel) kann der eigentlich verneinenden parlikel ent
weder vorausgehen oder naclifolgen, ja es können zwei
gefetzt
werden,
dar niwiht
folcher Verbindungen hinter einander
Wenn es z. b. im welTobr. gebet heißt: do
ni was (cum ibi nihil eilet); noh inano ni liulita (neque
luna luxit); T. 4,11« nioman miß in tlnnemo cunne
(nemo eil in cognatione tua); 0. IV, 3> 19 es niaman
ni giwuagi (nemo ejus menlionem faceret); W. 78, 13•
dar ne chundet nieman got anderino (tune nemo adnun-
tiabit deum alteri); N. Bth. 132. noh ne läge niefit (nec
final); Diut. 3,43« noch nehein ander tier (nec ulla alia
beftia); fo wird jede diefer negalionen in bezug auf den
ganzen fatz gedacht, nicht die eine in bezug auf die
andere. Wach dem lat. fprachgebrauch hingegen hebt
eine negation die andere auf und nihil non eiFet* nec
nullus würden wieder einen poütiven begrif ausdrü-
cken *). In das vorliegende capitel, welches bloß mit
der bildung der negation zu fchaffen hat, gehört es
nicht, die näheren heftimmungen unferer doppelten ne
gation, ihren urfprung, forlfchritt und Untergang zu er
örtern; diele unterlüchung bleibt dem vierten buch auf
behalten, einen theil derfelben hat neulich Wackernagel
mit nicht geringem fcharflinn vorgenotmnen.
Ich verweile hier bei dem andern fall, in welchem
üch die negation durch einen poßtiven ausdruck Rärkl,
Ein folcher ausdruck kann» wie vorhin getagt wurde,
O., der fchon den lat, maßftab an feine mwüerfpracbe
fetzte und ihr wider willen folgte, lagt hierüber: duo etiam
negativi dum in latinitate rationis dieta confirmant, in hifius lin-
guae ufu paene ailidue negant 7 et ejuamvis hoc interdum praeca
\ere valerem, ob tifuin tarnen tjuotidiaiuuu , ut moruni fce locutio
praebuit, dictare curavi.