III. negaLion. Verbindungen,
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© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 21
fprachen. Ich habe indeJTen die frei heit der gewis noch
nicht gefclrloßnen unterfuclnmg beßer zu bewahren ge
glaubt, wenn icli hier eine einfache vocalifche negation,
wie he hell practifch darftellt, annähme»
»
II. Verbindung der negation.
Außer der im vorigen abfchnitt befprochnen anleh-
nung des KI an verba lind noch folgende andere ver-
Ichmelzungen delTelben zu betrachten.
1» die goth. conjunclion nih, welche ov8i
(Matth* 6,25. Marc. 2,2» Joh. 6,24. Luc. 18, 13. Matth.
6,26) und zweimal geletzt ovts — oike (Matth. 6,20.
Luc. 14» 35) überträgt, läßt lieh auf doppelte weife an-
feilen. Einmal als ni, welchem das lüffix II hinzuge
treten ift (oben f. 23) ; dann als eine Verbindung des ni
mit der copula jah y fo daß nih aus ni jah enlfp.rungen
wäre *). Das lat. nec lieht dem nih völlig parallel,
unter dem erften geßchtspunct würde es ~ neque zu
nehmen, unter dem zweiten ebenfalls aus ne ac zu
deuten fein. Die ahd. form lautet noh J. 340. 34l-
K. 18 a u. f. w., mhd. nhd. noch; das o für e, i ift
entw. aus einer allgemeineren neigung diefer mundart
(f. 69) erklärbar, wobei angefchlagen werden muß, daß
lieh in der zufammenfetzung nihein, nehein HZ nohein
die iforrn bewahrte; oder es konnte jene zweite deutung
des nih aus nijah zu beftätigen fcheinen, infofern das
ahd. noh fein o aus der copula joh beibehalten hätte,
folglich zz ni- joh Hände? In diefem fall wäre noh ein
Zeugnis für das höhere alter der ahd. copula joh (f. 270),
da lieh aus der anderen, fpäteren copula anti, inti (f. 271)
kein negatives nanti, ninti erzeugen konnte, vielmehr
das noh feinen platz bis auf heute behauptete, nachdem
das politive joh längli erlofchen war. Von der nach
teiligen verinifchung des noh (nec) mit dem unver
wandten noh (adliuc) zz goth. naüh wurde bereits f. 69.
250 gehandelt.
Im gründe liegen hch beide vorgetragnen erklärungeil
des nih aus ni-uh oder ni-jah einander lehr nahe,
wenn jah felblt aus ja-uh (f. 270) hervorgegangen war.
Vielleicht ift die zweite darum natürlicher und leichter,
*) ein umgedrehtes ni jah wäre das häufige jah ni ZI od
Matth. 9,13* II. Cor. 8,5» 9,5* 13,10, welches durch alfimilation
in ein engeres janni Matth. 25,42» II. Cor. 3/13» 5,12 verfchmilzt«