III. negation. einfache.
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Alle negation iß aus dem gründe der jpofition auf-
geftiegen und letzt fie voraus. Die pofition ift felbftän-
dig, die negation bezieht ficli nothwendig auf eine
poiition, iie kann nicht als etwas neues, fondern bloß als
eine inodification der pofttion ausgedrückt werden.
Diefe inodification erfolgt durch eine einfchaltung in
den poütiven falz. Urfprünglich befteht die einfchaltung
in einer möglich!! einfachen partikel von eben fo fchnel-
ler als ficherer Wirkung. Allmälich aber pflegt diefe
verneinende partikel lieh auf das engfle mit andern
Wörtern zu verbinden. Oft auch erfcheinen in ihrem
geleit finnlich verftä'rkende fubitantiva, welche fogar
die negierende kraft von ihr ab und auf fleh felbft zie
hen können.
Ich werde in vier abfehnitten handeln von dem we~
fen der einfachen Verneinung, jvon ihrer Verbindung mit
andern Wörtern, von ihrer verftärkung, endlich von der
prohibitiven negation; die antwortende bleibt auf das
folgende capitel verfpart.
I. Einfache negation.
Hier kommen zwei formen in erwägung, eine con-
lönantifche und vocalifche.
A. corijonantifche negation. Sie gründet Jfich we- *
fentlich auf den buchftab N, dem noch ein kurzer vocal
beigegeben wird, ihre urfprüngliehe formet in deutfeher
fprache lautet NI. Regel ift nun, daß fie überall unmit
telbar vor dem verbo des fatzes fleht ; ausnahme machen
ihre Verbindungen mit nominibus, welche der zweite
und dritte abfehnitt erörtert. Von einer andern, bloß
in der alleren fprache möglichen, ausnahme wird fogleich
die rede fein. Ich wende mich zur unterfuchung der
form nach den verfchiednen dialecten.
±. die goth. partikel der einfachen negation ift ni>
und von dem langfilbigen ne, womit auf eine frage
verneint wird, verfchieden. Es fcheint aber, daß ftatt
des kurzen ni ein nachdrücklicheres nei gebraucht wer
den durfte, welches nur ein einzigesmai II. Cor* 3,8
vorkommt und ovyi überfetzt; ni und nei verhalten lieh
in der bedeutung wie ov zu ovyL Abgefelm von der
näheren Verbindung des ni mit nominibus erfeheint es
auch fonft zuweilen an anderer Helle, als an der ge
wöhnlichen (unmittelbar vor verbis); z. b. Matth. 5, 30*
jah ni allata leik fein gadriufai (zal pf] olov f $o mjm
cov ßlrßrj)i Luc. 10, 6« ff» jabai ni (d öl pvfli)?